In Uganda gebar eine Schimpansin einen Sohn mit Albinismus: Seine Haut und sein Fell waren vollkommen weiß. In einer aktuellen Studie beschreiben Forschende die aufgeregte Reaktion einiger Gruppenmitglieder – und wie diese das Jungtier letztlich töteten.
In Uganda begleiten Wissenschaftler*innen im Rahmen einer Langzeitstudie eine etwa 75-köpige Schimpansengruppe. Vor kurzem machten sie dabei eine bemerkenswerte Beobachtung: Eine Schimpansin hatte einen Sohn mit Albinismus geboren. Das bot dem Team um Maël Leroux und Pawel Fedurek die Gelegenheit, erstmals die Reaktion wildlebender Schimpansen auf ein vollständig weiß gefärbtes Jungtier zu beobachten.
Erste Beobachtung des weißen Jungtiers
Die Forschenden entdeckten die Mutter mit dem weißen Jungtier, als dieses bereits ein Alter von zwei bis drei Wochen erreicht hatte. Sie wurden auf sie aufmerksam, als mehrere erwachsene Gruppenmitglieder sich ihr aufgeregt und teils aggressiv näherten. Dabei gaben diese immer wieder Alarmrufe ab, die Schimpansen eigentlich ausstoßen, wenn sie gefährliche Tiere entdecken.
Infantizid: Gruppenmitglieder töten das Jungtier
Erst vier Tage später trafen die Wissenschaftler*innen erneut auf die Mutter mit dem weißen Sohn. Sie hörten im Dickicht laute Rufe mehrerer Schimpansen, die auf eine aggressive Auseinandersetzung hinwiesen. Gleichzeitig erklangen immer wieder Alarmrufe und die Schreie eines jungen Schimpansen. Kurz darauf beobachteten die Forschenden, wie das ranghöchste Männchen der Gruppe das sichtbar verletzte Jungtier mit sich trug. Gemeinsam mit mehreren erwachsenen Tieren folgte ihnen die Mutter des Kleinen – jedoch wurde sie kurz darauf von einem Männchen verjagt. In der Folge attackierten das ranghöchste Männchen und ein erwachsenes Weibchen das weiße Jungtier wiederholt mit Bissen, bevor sie von seinem leblosen Körper abließen.
Fazit
Eine Obduktion belegte, dass der weiße Schimpanse durch die Bisse seiner Gruppenmitglieder zu Tode kam. Aber töteten sie das Jungtier, weil es weiß war? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten – denn in dieser Gruppe kam es auch zuvor bereits zu Kindstötungen.
Die Wissenschaftler*innen sehen jedoch im Verhalten der Schimpansen deutliche Hinweise darauf, dass sie den weißen Artgenossen zumindest als ungewöhnlich wahrnahmen. Dafür sprechen zum einen ihre Warnrufe, die sie bei seinem Anblick ausstießen. Zum anderen zeigten mehrere Schimpansen ungewöhnlich großes Interesse an seinem toten Körper: Sie inspizierten ihn ausgiebig, rochen an der Genitalregion und berührten das Fell.
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