Schwalben mit größeren Gehirnen haben bei schlechten Witterungsbedingungen höhere Überlebenschancen

Bei einer amerikanischen Schwalben-Population führte kaltes und regnerisches Wetter in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach zu teils hohen Verlusten. Eine Untersuchung ergab, dass den schlechten Witterungsbedingungen vor allem Vögel mit eher kleinen Gehirnen zum Opfer fielen.

von Niklas Kästner

Schwalben mit kleineren Gehirnen
Eine Fahlstirnschwalbe (Foto: Don DeBold via Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 2.0)

Im Südwesten Nebraskas kam es während der vergangenen 38 Jahre fünf Mal zu außergewöhnlich kalten, regnerischen Phasen im späten Frühjahr. Für eine dort beheimatete Schwalbenart hatte das ernste Folgen: Die durch das schlechte Wetter bedingte Inaktivität der Insekten führte dazu, dass viele Fahlstirnschwalben (Petrochelidon pyrrhonota) verhungerten – 1996 betraf das gut die Hälfte der Population. Eine aktuelle Studie zeigt, dass vom Tod durch schlechtes Wetter besonders Vögel mit kleinen Gehirnen betroffen waren.

Die Studie

Gigi Wagnon und Charles Brown vermaßen für ihre Untersuchung 1141 ausgewachsene Fahlstirnschwalben, die in den vergangenen 38 Jahren tot in Südwest-Nebraska aufgefunden wurden. Dabei bestimmten sie sowohl die Größe des Kopfes der Vögel als auch die Länge ihrer Flügel. Von allen Schwalben wussten sie außerdem die Todesursache.

Die Analyse der Daten ergab einen deutlichen Zusammenhang zwischen Todesursache und Kopfgröße: Fahlstirnschwalben, die in Folge schlechter Witterungsbedingungen gestorben waren, hatten deutlich kleinere Köpfe, als solche mit anderen Todesursachen. Könnte es sein, dass die Tiere mit kleineren Köpfen insgesamt kleiner waren und den widrigen Umständen deshalb weniger entgegensetzen konnten? Das scheint nicht der Fall zu sein: Zwischen der Größe ihrer Köpfe und der Länge ihrer Flügel ergab sich kein Zusammenhang.

Wagnon und Brown erklären sich das Ergebnis anders. Von der Kopfgröße lässt sich bei vielen Vogelarten auf die Größe des Gehirns schließen – so auch bei den Fahlstirnschwalben. Die Forscher*innen vermuten, dass die Schlechtwetterperioden vor allem Vögel mit größeren Gehirnen überlebten, weil sie intelligenter waren und dadurch mehr Nahrung fanden.

Fazit

Das Ergebnis der Studie ist eindeutig: In Folge des schlechten Wetters im Frühjahr starben auffällig viele Schwalben mit eher kleinen Gehirnen. Die Vermutung des Forschungsteams, dass dies auf damit verbundene schwächere kognitive Leistungen zurückzuführen sein könnte, ist eine spannende Hypothese – die gilt es allerdings noch zu überprüfen.


Zur Fach-Publikation:
Wagnon, G. S. & Brown, C. R. (2020): Smaller brained cliff swallows are more likely to die during harsh weather. Biology Letters 16: 20200264.

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