Ein Forschungsteam hat die Ernährungsgewohnheiten wildlebender Orang-Utans unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Das Nahrungsspektrum weiblicher Tiere war deutlich breiter als das ihrer männlichen Artgenossen – und dieser Unterschied zeigte sich bereits in jungen Jahren.
Orang-Utans ernähren sich hauptsächlich von Früchten und anderen Pflanzenteilen. Nur gelegentlich verspeisen sie auch tierische Nahrung wie Vogeleier oder Insekten. Eine aktuelle Studie zeigt allerdings, dass sich die Ernährung zwischen den Geschlechtern unterscheidet: Die Diät der Weibchen ist insgesamt vielseitiger als die der Männchen.
Die Studie
Ein Forschungsteam um Caroline Schuppli und Maria van Noordwijk analysierte die Ernährungsgewohnheiten wildlebender Borneo-Orang-Utans (Pongo pygmaeus wurmbii) im indonesischen Teil ihres Verbreitungsgebiets. Dabei konnten die Wissenschaftler*innen auf einen außergewöhnlich großen Datensatz zurückgreifen: Im Verlauf von 15 Jahren waren Expert*innen immer wieder Tieren gefolgt und hatten beobachtet, was diese fraßen.
Das Ergebnis
Die Untersuchung ergab eindeutige Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Die Ernährung der Orang-Utan-Weibchen war erheblich vielseitiger. Sie fraßen eine größere Zahl verschiedener Futtertypen pro Tag und hatten auch insgesamt ein deutlich größeres Nahrungsspektrum. Die Wissenschaftler*innen ermittelten 163 Futtertypen, die mindestens eins der Weibchen gefressen hatte – aber keins der Männchen.
Interessanterweise entdeckte das Forschungsteam bereits bei jungen Orang-Utans Unterschiede im Fressverhalten: Zum Zeitpunkt der Entwöhnung mit etwa sieben Jahren hatten weibliche Tiere schon ein ähnlich breites Nahrungsspektrum wie ihre Mutter – während das der männlichen Tiere um etwa 20 Prozent geringer war.
Fazit
Es ist nichts Ungewöhnliches, dass sich die Ernährungsgewohnheiten von männlichen und weiblichen Tieren unterscheiden – denn ihre Körper werden oft auf unterschiedliche Weise beansprucht. Die Wissenschaftler*innen vermuten, dass die ausgewogenere Diät der weiblichen Orang-Utans mit den besonderen Anforderungen der Trächtigkeit und des Säugens zusammenhängt.
Interessant ist, dass sich die unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten bereits so früh zu entwickeln scheinen. Das Forschungsteam sieht dabei Parallelen zu uns Menschen: Auch Frauen ernähren sich kulturübergreifend ausgewogener – und dieser Unterschied tritt ebenfalls bereits im Kindesalter in Erscheinung.
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