Windkraftanlagen sind bedeutsam für den Klimaschutz. Doch gleichzeitig können sie das Leben einzelner Tiere beeinträchtigen. Das gilt selbst unter der Erde, wie eine aktuelle Studie zeigt: Im Boden um die Bauwerke herum leben weniger Würmer.

Windkraftanlagen sind von großer Bedeutung für die Energiewende – und damit für den Klima- und Umweltschutz. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben aber auch gezeigt: Die Turbinen beeinträchtigen das Leben verschiedener Tiere in ihrer direkten Umgebung. Viele Menschen kennen die Beispiele von Fledermäusen und Vögeln, die durch Kollisionen mit den Bauwerken zu Tode kommen. Eine aktuelle Studie macht auf eine weniger auffällige Auswirkung aufmerksam: In der Nähe von Windkraftanlagen finden sich weniger Würmer in der Erde.
Die Studie
Windkraftanlagen erzeugen Vibrationen, die über das Fundament in den Boden geleitet werden. Ein Forschungsteam um Estefania Velilla und Wouter Halfwerk untersuchte, ob sich das auf das Vorkommen von Ringelwürmern der Gruppe der Wenigborster (z. B. Regenwürmer) auswirkt. Dazu wählten die Wissenschaftler*innen sieben Windkraftanlagen auf landwirtschaftlich genutztem Gelände in den Niederlanden aus. Dort bestimmten sie in verschiedenen Abständen zu den Bauwerken die Stärke der Vibrationen unter der Erde. Außerdem nahmen sie Bodenproben, um die jeweils darin vorhandenen Ringelwürmer zu zählen.
Das Ergebnis
Wie erwartet nahm die Stärke der Vibrationen im Boden mit zunehmender Nähe zu den Windkraftanlagen zu. Gleichzeitig sank die Zahl der Würmer im Boden erheblich: In 8 Metern Entfernung fand das Team im Schnitt 40 % weniger Individuen als in 128 Metern Entfernung.
Fazit
Die Studie zeigt, dass in der Nähe von Windkraftanlagen weniger Würmer im Boden leben. Die Forschenden vermuten, dass die dort besonders starken Vibrationen dafür verantwortlich sind. Wie lässt sich das erklären?
Ringelwürmer stehen auf dem Speiseplan von Maulwürfen – die beim Graben ebenfalls Vibrationen erzeugen. Zum einen wäre es demnach möglich, dass die Schwingungen der Anlagen die Würmer vertreiben, weil sie diese als Bedrohung interpretieren. Zum anderen könnte es sein, dass dort lebende Ringelwürmer ihre Feinde aufgrund der „Störsignale“ zu spät bemerken – und deshalb häufiger gefressen werden.
Zur Fach-Publikation:
Velilla, E.; Collinson, E.; Bellato, L.; Berg, M. P. & Wouter Halfwerk (2021): Vibrational noise from wind energy-turbines negatively impacts earthworm abundance. Oikos.
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Das Problem besorgt mich schon viele Jahre. Ab 2016 habe ich versucht, landwirt-
schaftliche Fakultäten, namentlich auch Stuttgart-Hohenheim anzuregen, wissen-
schaftlich zu untersuchen, in wieweit die Bodenfruchtbarkeit des Edaphons in der
Nähe von Windkraftanlagen auf Grund der Erschütterungen bei laufendem Betrieb
abnimmt.Rückmeldungen habe ich nicht erhalten. Hersteller habe ich diesbezüglich
nicht angesprochen. 2021 hatte ich meine Bemühungen aufgegeben. Um so mehr
freut es mich jetzt, ein meiner Befürchtung entsprechendes Ergebnis vorzufinden!
Dies kann nur der Anfang für weitere Massnahmen sein. Bitte weiter so.
Lieber Herr Dr. Wellhausen,
haben Sie vielen Dank für Ihr Feedback und die Schilderung Ihrer Erfahrungen mit dem Thema!
Herzliche Grüße
Niklas Kästner
Hallo, ja auch ich freue mich über diesen Artikel. Irgendwas ist an den Windrädern faul und ich versuche nun herauszufinden was. Meine Intuition brachte mich heute früh auf die Spur: „Alles Tod.“ Leben lebt nicht gerne in der Umgebung von Windrädern. Und ja ich hatte tatsächlich auch an die Bodelebewesen gedacht. Wildtiere scheinen sich da auch nicht aufzuhalten. Und auf die Frage ob „man“ sich an Lärm gewöhnen kann? Kommt vl auf den Typ an. An einer Strasse zu leben kostete mich permanent Stress. Jedes Auto liess das Herz höher schlagen. Doch wohnen auch viele an Strassen die das vl nicht mehr wahrnehmen. Wohnen Tiere an Strassen ausser domestizierte Tauben? Wenn ein Maulwurf auch so gut hört, dann halte ich die Theorie für ungeeignet, dass dieser am Windrad besonders viele Regenwürmer frisst. Die werden doch auch mit so komischem Gepiepse, was mir persönlich unerträglich auch ist, vom Garten FERN gehalten. Sollte sich herausstellen dass ein Windrad wirklich viel in seiner Umgebung tötet, so müssten die Projekte ja dann jetzt abgeblasen werden. Grosser Vorteil aktuell das die Aktien in dem Bereich einsinken, vermutlich wegen es lohnt sich nicht. Und somit Gelder fehlen werden für den Bau. Und leider würde dies ja auch bedeuten erstmal die bisherigen Windanlagen wieder mit Atom zu ersetzen bis eine neue Lösung da ist? Mein Strom kommt wohl aus Schweden und so bei einem Ökostromanbieter. Für mich wäre es also irrelevant. Interessant wäre die Frage von der Konsequenz Windkraft zu stoppen, abzubauen und zu errechnen welcher Strom dann fehlen würde und woher der dann kommt. Ein weiterer Punkt wäre auch die Frage wohin mit den Rädern. Im Meer scheint es am kostspieligsten. Und Landwirte „sollen“ doch eigentlich renaturieren. Was unterhalb dieser Räder ja gar nicht möglich wäre, wenn Untersuchungen dies beweisen. Und dann soll das Rad auch immer abgeschaltet werden wenn der Bauer aus Feld fährt. Und dann wäre noch die Frage von Bestäuben. Wie fliegen die so um ein Windrad rum? Unkompliziert oder mit grossen Umwegen? LG Alice
Verehrtes Team, leider wird so gut wie gar nicht über die Auswirkungen der Vibrationen durch Windkraftanlagen gesprochen. Diese sind- so meine eigene le7dvolle Erfahrung- ganz erheblich. Ich wünsche mir dazu mehr Aufklärung und Forschung
Liebe Frau Holm,
zu den Auswirkungen der Geräusche und Vibrationen der Windkraftanlagen gibt es schon einige Untersuchungen und das Leben verschiedener Tierarten scheint tatsächlich dadurch beeinflusst zu werden. Allerdings wird sich erst langfristig zeigen, ob es sich um dauerhafte Effekte handelt – es ist durchaus denkbar, dass zumindest einige Tiere sich im Laufe der Zeit daran gewöhnen bzw. anpassen.
Wir nehmen das Thema aber auf unsere Liste: Vielleicht kommen wir einmal dazu, einen ausführlichen Artikel zu den bisher entdeckten Auswirkungen zu schreiben!
Herzliche Grüße
Niklas Kästner
Könnte dies auch bei Windrädern im Meer passieren, sodass Fische gestört werden?
Lieber Herr Richter,
es gibt bereits einige Studien zu den Auswirkungen von Offshore-Windparks. Tatsächlich gibt es Hinweise auf negative Auswirkungen auf das Leben unter Wasser – z. B. durch die Lärmbelastung, insbesondere jedoch während der Bausphase (das betrifft u. a. auch die Meeressäuger). Allerdings scheinen manche Arten auch von den Windrädern zu profitieren, z. B. dadurch, dass die Strukturen als künstliche Riffe fungieren.
Herzliche Grüße,
das Team von ETHOlogisch