Walhaie verbringen viel Zeit nahe der Meeresoberfläche. Das macht sie anfällig für Kollisionen mit großen Schiffen. Einer Studie zufolge könnte der Klimawandel dazu führen, dass das Risiko für tödliche Zusammenstöße in den kommenden Jahrzehnten sogar noch steigt.

Der Klimawandel führt gegenwärtig dazu, dass sich die Verbreitungsgebiete vieler Arten verschieben. Denn im Zuge der Erwärmung verlagern sich die Regionen, in denen für die jeweilige Spezies günstige klimatische Bedingungen herrschen. Da die Temperaturen im Durchschnitt vom Äquator in Richtung der Pole abnehmen, lässt sich dabei häufig beobachten, dass sich Tiere oder Pflanzen auf der Nordhalbkugel in Richtung Norden bewegen und auf der Südhalbkugel in Richtung Süden.
In einer kürzlich erschienenen Studie hat ein Forschungsteam ermittelt, wo sich Walhaie (Rhincodon typus) in Folge der fortschreitenden Erwärmung zukünftig wahrscheinlich besonders häufig aufhalten werden – und welche Konsequenzen das für die Tiere haben könnte. Dazu analysierten die Forschenden um Freya Womersley und David Sims Bewegungsdaten von besenderten Tieren, die im Verlauf von 15 Jahren in verschiedenen Ozeanen gesammelt wurden. Diese Auswertung kombinierten sie mit Modellen zur zukünftigen Entwicklung des Klimas und mit Daten zum weltweiten Schiffsverkehr.
Verschiebung der Verbreitungsgebiete erhöht Risiko von Kollisionen
Die Forschenden stellten fest, dass sich die Gebiete, in denen für Walhaie optimale klimatische Bedingungen herrschen, bis zum Jahr 2100 vermutlich beträchtlich verlagern werden. Teilweise sind dabei Verschiebungen von mehr als tausend Kilometern zu erwarten. Das Fatale: In diesen Regionen sind besonders viele große Schiffe unterwegs. Und das könnte zur Folge haben, dass sich ein bereits jetzt bestehendes Problem der Fische verschärft. Denn da die planktonfressenden Walhaie einen großen Teil ihrer Zeit in oberen Wasserschichten verbringen, besteht für sie ein beträchtliches Risiko, mit Frachtern zu kollidieren – was für die von der IUCN als „stark gefährdet“ eingestuften Tiere leicht tödlich enden kann.
Fazit
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen einmal mehr, vor welche komplexen Herausforderungen wir andere Lebewesen durch unsere vielfältigen Eingriffe in die Natur stellen. So könnte bei den Walhaien eine an sich vorteilhafte Reaktion auf die Auswirkungen des Klimawandels dazu führen, dass eine andere menschengemachte Bedrohung zunimmt: das Risiko einer tödlichen Kollision mit großen Schiffen. Gleichzeitig macht die Untersuchung einmal mehr darauf aufmerksam, wie gravierend der Klimawandel die Verteilung der Arten auf unserem Planeten verändert – und dass es diesen Aspekt auch im Hinblick auf etwaige regional begrenzte Schutzmaßnahmen zu berücksichtigen gilt.
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