In einer aktuellen Studie entdeckten Blütenfledermäuse einen Spender mit Zuckerwasser schneller, wenn ein erfahrener Artgenosse anwesend war. Diese Fähigkeit zum sozialen Lernen könnte den Tieren dabei helfen, sich in von Menschen geprägten Gebieten neue Nektarquellen zu erschließen.
Im Rahmen der Studie führten die Forschenden Andreas Rose, Markus Tschapka und Mirjam Knörnschild ein Experiment mit wildlebenden Blütenfledermäusen (Glossophaga soricina) durch, die sie dafür vorübergehend einfingen. Sie entließen die Tiere einzeln in eine Voliere und brachten dort drei schwarze Kästen an, von denen einer ein Reservoir mit Zuckerlösung enthielt – eine für die Fledermäuse neuartige Nahrungsquelle. Zur Hälfte der Tiere setzten die Forschenden jeweils einen Artgenossen, der mit dem Futterspender in der Voliere bereits vertraut war, zur anderen Hälfte einen Artgenossen, der diesen noch nicht kannte. Anschließend beobachteten sie, wie schnell die Fledermäuse lernten, die Nahrungsquelle anzusteuern.
Das Ergebnis war eindeutig: War ein erfahrener Artgenosse anwesend, hatten nach drei Stunden neun von elf Fledermäusen mindestens einmal den Kasten mit der Zuckerlösung besucht – war ein unerfahrener Artgenosse anwesend, waren es nur zwei von elf.
Blütenfledermäuse können sich also offenbar neue Nahrungsquellen erschließen, indem sie von ihren Artgenossen lernen. Auch wenn die Forschenden betonen, dass sich vorerst nicht sagen lässt, welche Rolle diese Fähigkeit unter natürlichen Bedingungen spielt: Insbesondere in stark von Menschen geprägten Gebieten könnten die Tiere davon profitieren. Denn dort tun sich besonders viele neue Nahrungsquellen für sie auf – darunter zum Beispiel die Blüten von Nutz- und Zierpflanzen sowie künstliche Nektarspender für Kolibris.
Zur Fach-Publikation:
Rose, A.; Tschapka, M.; Knörnschild, M. (2023): Social information facilitates learning about novel food sources in adult flower-visiting bats. Animal Cognition.
Aus unserer Rubrik: „In aller Kürze“.
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