Zahnwale und Fledermäuse finden sich mittels Echoortung auch bei größter Dunkelheit zurecht. Einer aktuellen Studie zufolge gilt das auch für Zwergbilche – womit sie die ersten Nagetiere sind, bei denen diese bemerkenswerte Fähigkeit entdeckt wurde.
Einige Säugetiere haben eine bemerkenswerte Anpassung an Lebensumstände entwickelt, in denen ihnen ihre Augen nur begrenzt weiterhelfen: Sie orientieren sich mithilfe von Echoortung. Dabei senden sie Schallwellen aus, die von der Umgebung zurückgeworfen werden, und spüren durch dieses Echo Hindernisse oder Beutetiere auf. Besonders ausgeprägt ist diese Fähigkeit bei Zahnwalen und Fledermäusen, aber auch Tenreks und einige Insektenfresser beherrschen sie. Eine aktuelle Studie hat sie nun erstmals auch bei Nagetieren nachgewiesen – den in Südostasien lebenden Zwergbilchen.
Die Studie
Vor wenigen Jahren beobachteten Forschende, dass Zwergbilche vermehrt Ultraschalllaute aussenden, wenn sie sich fortbewegen. Da die kleinen Nagetiere außerdem nicht besonders gut sehen, standen sie seitdem unter Verdacht, sich per Echoortung zu orientieren. In einer aktuellen Studie untersuchte ein Team um Kai He und Peng Shi an Chinesischen Zwergbilchen (Typhlomys cinereus), ob das tatsächlich zutrifft.
Die Forschenden setzten acht Zwergbilche jeweils einzeln auf eine erhöhte, runde Plattform. Auf einer Seite davon befand sich eine weitere, kleinere Plattform – allerdings so weit darunter, dass die Tiere nur mithilfe eines Sprungs auf ihr landen konnten. Von dort führte ein Steg zu einer kleinen Box, in der eine Belohnung auf sie wartete. Zunächst ließen die Forschenden die Zwergbilche bei Dunkelheit wiederholt nach dem Ausweg von der Plattform suchen. Anschließend verschlossen sie ihnen für weitere Anläufe die Ohren – so wollten sie herausfinden, ob die Nager bei der Orientierung im Dunkeln auf akustische Signale angewiesen sind.
Die Ergebnisse
Es zeigte sich: Wenn die Tiere sich auf ihr Gehör verlassen konnten, erkundeten sie die Plattform ausgiebiger und gaben dabei wesentlich mehr Ultraschalllaute von sich. Anders als bei den Durchgängen mit verschlossenen Ohren suchten sie außerdem zielgerichtet in der Nähe des darunterliegenden „Landeplatzes“ – dort sendeten sie die hohen Töne im Vergleich zu den umliegenden Bereichen besonders häufig aus. Am Ende entschied das Hörvermögen auch über den Erfolg der Zwergbilche: Nur mit funktionsfähigen Ohren erreichten sie die zusätzliche Plattform – und auf diesem Weg die ausgelegte Belohnung.
Fazit
Die Ergebnisse belegen eindrucksvoll, dass Chinesische Zwergbilche Echoortung nutzen, um sich in dunkler Umgebung zurechtzufinden. Interessanterweise machten die Forschenden in identischen Experimenten bei zwei nah verwandten Zwergbilcharten Typhlomys nanus und Typhlomys daloushanensis sehr ähnliche Beobachtungen.
Wie ein weiterer Versuch der Forschenden zeigt, lässt sich das allerdings nicht auf alle Nagetiere übertragen: Wenn sie Hausmäuse auf die Plattform setzten, blieben diese während der Suche nach einem Ausweg trotz unverschlossener Ohren stumm – und gelangten wie die „gehörlosen“ Zwergbilche nicht auf die tiefergelegte Ebene.
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