Genitalien als Waffe: Forschende entdecken außergewöhnliche Verteidigung männlicher Wespen

Weibliche Wespen tragen einen Giftstachel, der sich im Laufe der Evolution aus ihrem Eiablageapparat entwickelt hat. Doch bei einer japanischen Wespenart stechen einer aktuellen Studie zufolge auch die Männchen bei Bedrohung zu – mit spitzen Fortsätzen an ihren Geschlechtsorganen.

von Niklas Kästner

Auf dieser Aufnahme sieht man sehr gut die spitzen Fortsätze an den Genitalien der männlichen Wespen (Foto: Shinji Sugiura, Sugiura & Tsujii (2022), Current Biology, zugeschnitten)

Die Forschenden Shinji Sugiura und Misaki Tsujii wurden durch Zufall auf das bisher unbekannte Abwehrverhalten von männlichen Wespen der Art Anterhynchium gibbifrons aufmerksam – indem sie im Rahmen einer Untersuchung selbst von ihnen gestochen wurden. Gift wurde dabei zwar nicht übertragen, aber der Stich war dennoch schmerzhaft.

Das Abwehrverhalten einer männlichen Wespe der Art Anterhynchium gibbifrons (Video: Shinji Sugiura, Sugiura & Tsujii (2022), Current Biology, zugeschnitten)

Im Rahmen eines Experiments nahmen die Forschenden das ungewöhnliche Verhalten der Tiere genauer unter die Lupe. Dabei konfrontierten sie einige Männchen mit Japanischen Laubfröschen (Hyla japonica), die sich hauptsächlich von Insekten ernähren. Es zeigte sich: Versuchte ein Frosch sie zu verschlucken, stachen die Wespen wiederholt mit ihren beiden spitzen Genitalienfortsätzen zu. Das hatte mitunter durchaus Erfolg: Jeder dritte Frosch spuckte die wehrhafte Beute wieder aus. Ein zusätzlicher Versuch belegte, dass die Wespen ihr Entkommen tatsächlich dem Einsatz ihrer Waffen verdankten. Denn Männchen, denen die Forschenden zuvor die Genitalien entfernt hatten, wurden ausnahmslos von den Fröschen gefressen.

Eine männlichen Wespe der Art Anterhynchium gibbifrons entkommt einem Japanischen Laubfrosch (Video: Shinji Sugiura, Sugiura & Tsujii (2022), Current Biology, zugeschnitten)

Dank ihren mit Spitzen bewehrten Geschlechtsorganen können sich die männlichen Insekten also offenbar in gewissem Rahmen gegen Fressfeinde verteidigen. Und die Forschenden gehen sogar davon aus, dass diese Form der Abwehr bei Wespen häufiger vorkommen könnte – denn entsprechende Genitalienfortsätze finden sich offenbar auch bei anderen Arten.


Zur Fach-Publikation:
Sugiura, S. & Tsujii, M. (2022): Male wasp genitalia as an anti-predator defense. Current Biology.

Aus unserer Rubrik: „In aller Kürze“.

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