Kuckucke legen ihre Eier in die Nester kleinerer Singvögel. Eine aktuelle Studie beschreibt einen Fall, bei dem sich vermutlich gleich fünf Weibchen dasselbe Nest aussuchten – was letztlich nur für eins der Kuckuckskinder gut ausging.
Derzeit ist das Brutgeschäft bei vielen unserer heimischen Vögel in vollem Gange. Die Weibchen des Kuckucks (Cuculus canorus) machen es sich in dieser Hinsicht leicht: Sie legen ihre Eier in die Nester kleinerer Singvögel, die für sie die Jungenaufzucht übernehmen – sofern sie den Schwindel nicht bemerken. Sobald ein Kuckuckküken schlüpft, wirft es die übrigen Eier und bereits geschlüpfte Jungvögel aus dem Nest, sodass es seine unfreiwilligen Adoptiveltern ganz für sich allein hat. Entsprechend überrascht es nicht, dass Kuckuckweibchen jeweils nur ein Ei in ein fremdes Nest schmuggeln.
Doch was, wenn sich mehrere Kuckucke dieselben Opfer ausgesucht haben? Dann läuft ihr Nachwuchs Gefahr, von einem Artgenossen aus dem Nest befördert zu werden. Einen besonders drastischen Fall einer solchen „Mehrfachbelegung“ schildert der Forscher Attila Marton in einer aktuellen Studie.
Die Studie
In einem ungarischen Untersuchungsgebiet kontrollierten Forschende das Nest eines Drosselrohrsängerpaars (Acrocephalus arundinaceus) und machten eine erstaunliche Entdeckung: Von acht vorhandenen Eiern stammten nur drei von den Nesteigentümern – bei den restlichen fünf handelte es sich um Kuckuckseier. Eines davon war im Nestboden vergraben, möglicherweise weil die Drosselrohrsänger in diesem Fall den Betrug bemerkt hatten. Doch das restliche Gelege bebrüteten die Vögel gewissenhaft – bis nach zehn Tagen ein junger Kuckuck schlüpfte, der die sechs nicht vergrabenen Eier umgehend aus dem Nest warf. Bei einem weiteren Besuch der Forschenden nach einigen Tagen war der Jungvogel in bester Verfassung.
Fazit
Selten landen mehrere Kuckuckseier im selben Nest. Dass es im beschriebenen Fall gleich fünf waren, ist eine echte Ausnahme. Diese ist laut dem Autor der Studie auf besondere ökologische Bedingungen im Untersuchungsgebiet zurückzuführen: Dort leben außergewöhnlich viele Kuckucke. Gleichzeitig brüten die Drosselrohrsänger in schmalen Schilfstreifen entlang von Bewässerungskanälen, in denen ihre Nester relativ leicht zu entdecken sind. Deshalb kommen sich die Brutparasiten dort im Vergleich zu anderen Regionen vermutlich besonders häufig in die Quere.
Zur Fach-Publikation:
Marton, A. (2021): Quintuple parasitism of a great reed warbler nest by common cuckoos. Ecology and Evolution.
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