Vorausschauende Reiseplanung: Weibliche See-Elefanten starten bei großen Entfernungen früher

Weibliche See-Elefanten kehren jedes Jahr zur Geburt ihrer Jungen an dieselben Strände zurück. Laut einer aktuellen Studie kennen und berücksichtigen sie dabei ihre jeweilige Entfernung zum Ziel: Sie starten ihre wochenlangen Reisen umso eher, je weiter sie schwimmen müssen.

von Niklas Kästner

Eine Gruppe See-Elefanten am Strand.
Eine Gruppe See-Elefanten am Strand (Foto: Jason Moyer via Unsplash, zugeschnitten)

Weibliche See-Elefanten verbringen den größten Teil des Jahres im offenen Meer. Dabei entfernen sie sich oftmals tausende Kilometer von dem Strand, an dem sie jedes Jahr ihre Jungen zur Welt bringen. Dennoch gelingt ihnen die Rückkehr nahezu punktgenau: Für gewöhnlich gebären sie innerhalb weniger Tage, nachdem sie die Küste erreicht haben.

Um mehr über diese beeindruckende Leistung der Tiere zu erfahren, versah ein Forschungsteam um Roxanne Beltran und Daniel Costa 108 Nördliche See-Elefanten-Weibchen (Mirounga angustirostris) mit Sendern. Insgesamt 126-mal konnten die Forschenden so verfolgen, wie ein trächtiges Tier die Rückreise aus dem Nordostpazifik an die kalifornische Küste antrat.

Forschende suchen am Strand nach einem Weibchen, das gerade von seiner langen Reise durch den Ozean zurückgekehrt ist.
Forschende suchen am Strand nach einem Weibchen, das gerade von seiner langen Reise durch den Ozean zurückgekehrt ist. (Foto: Dan Costa, Lizenz: CC BY-SA 4.0, zugeschnitten)

Sie stellten fest: Die Weibchen starteten keineswegs alle zur gleichen Zeit. Je mehr Strecke vor ihnen lag, desto früher machten sie sich auf den Weg. So begannen Weibchen ihre Rückreise rund 50 Tage vor der Geburt, wenn sie „nur“ 1.000 Kilometer zurücklegen mussten, aber schon rund 125 Tage vor der Geburt, wenn es 4.000 Kilometer waren. Das legt nahe, dass die Tiere ihre Entfernung zum Zielort ziemlich genau kennen – und sie bei der Entscheidung zur Rückkehr an die Küste miteinbeziehen. 


Zur Fach-Publikation:
Beltran, R. S.; Yuen, A. L.; Condit, R.; Robinson, P. W.; Czapanskiy, M. F.; Crocker, D. E. & Costa, D. P. (2022): Evidence of a map sense: elephant seals account for time and space during long-distance migrations. Current Biology 32.

Aus unserer Rubrik: „In aller Kürze“.

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