Schnellere Erholung nach Hitzewellen: Seevögel erhöhen die Widerstandskraft von Korallenriffen

Eine aktuelle Studie zeigt: Korallen erholen sich schneller von Hitzeschäden, wenn sie vor Inseln wachsen, auf denen Seevögeln brüten. Das liegt offenbar an Nährstoffen aus dem Vogelkot, die ihr Wachstum beschleunigen.

von Niklas Kästner

Ein Korallenriff im Untersuchungsgebiet (Foto: Dr. Cassandra Benkwitt)

Korallenriffe sind bedeutende Ökosysteme und bieten Lebensraum für eine Vielzahl unterschiedlicher Tierarten. Doch sie sind durch den menschengemachten Klimawandel einer zunehmenden Bedrohung ausgesetzt. Denn wird das Meer zu warm, bleichen die Korallen aus und sterben in der Folge mitunter ab. So können große Teile eines Riffs in kurzer Zeit verloren gehen.

Nach einem Hitze-Ereignis kann es lange dauern, bis sich ein Korallenriff wieder regeneriert hat. Wie lange genau, hängt dabei laut einer aktuellen Untersuchung auch von der Nachbarschaft ab: So erholen sich Korallen vor Inseln mit Brutkolonien von Seevögeln offenbar erheblich schneller.

Schnelleres Korallenwachstum vor Inseln mit Vögeln

Im Rahmen der Studie untersuchte ein Team um Cassandra Benkwitt und Nicholas Graham das Wachstum von Steinkorallen der Gattung Acropora vor Inseln des Chagos-Archipels im Indischen Ozean. Auf einigen der Inseln brüten Seevögel in großer Zahl, auf anderen jedoch kaum welche – was an den dort lebenden Ratten liegt, die einst von Menschen eingeschleppt wurden.

Die Forschenden stellten fest: Vor „Vogelinseln“ wuchsen die Korallen etwa doppelt so schnell wie vor „Ratteninseln“. Das lag nicht etwa an den Korallen selbst, sondern tatsächlich am Standort: Wenn die Forschenden Korallen von Ratteninseln an Riffe vor Vogelinseln transplantierten, beschleunigte sich deren Wachstum entsprechend.

Während der Untersuchung kam es zudem zu einer marinen Hitzewelle im Indopazifik, in deren Folge große Teile der Korallenriffe verloren gingen. Dabei zeigte sich: Die Riffe vor Inseln mit Vögeln erholten sich deutlich schneller als die vor Inseln mit Ratten.

Schnelleres Wachstum dank Nährstoffen aus Vogelkot

Wie lassen sich diese Unterschiede erklären? Analysen der Forschenden zufolge sind dafür ins Meer gespülte Inhaltsstoffe aus den Hinterlassenschaften der Seevögel verantwortlich: So enthielten die Korallen vor Vogelinseln eine höhere Konzentration bestimmter Stickstoff-Isotope, die auf eine Aufnahme von Nährstoffen aus dem Vogelkot schließen lassen. Und nicht nur das: Je mehr eine Koralle von diesen Stickstoff-Isotopen enthielt, desto schneller wuchs sie.

Fazit

Die Ergebnisse der Studie lassen darauf schließen, dass Korallen hinsichtlich ihres Wachstums in hohem Maße von Nährstoffen aus Vogelkot profitieren. Und die Bedeutung, sich nach einer Bleiche rasch zu erholen, dürfte in Zukunft weiter zunehmen. Denn im Zuge des Klimawandels werden die Abstände zwischen einzelnen Hitze-Ereignissen aller Wahrscheinlichkeit nach stetig kürzer. Insofern dürfte sich der Schutz von Seevögeln und ihren Brutgebieten nicht nur um ihrer selbst willen auszahlen – sondern auch in Bezug auf die Widerstandsfähigkeit der Korallenriffe in ihrer Nachbarschaft.


Zur Fach-Publikation:
Benkwitt, C. E.; D’Angelo, C.; Dunn, R. E.; Gunn, R. L.; Healing, S.; Mardones, M. L.; Wiedenmann, J.; Wilson, S. K. & Graham, N. A. J. (2023): Seabirds boost coral reef resilience. Science Advances.

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