Seetang fressende Krabben als mögliche Rettung für karibische Korallenriffe

Wuchernder Seetang verdrängt die Korallen an karibischen Riffen. Einer aktuellen Studie zufolge könnte das Aussetzen bestimmter Krabben helfen: Sie fressen große Mengen der Wasserpflanzen und ermöglichen so die Erholung der Riffe.

von Niklas Kästner

Korallen in der Karibik
Ein Korallenriff in der Karibik (Foto: Michael Swanson via Pixabay)

Den Korallenriffen in der Karibik geht es schlecht. Ins Meer gespülte Nährstoffe aus Düngemitteln und der Rückgang pflanzenfressender Meeresbewohner führen dazu, dass Seetang die Riffe überwuchert – und die Korallen verdrängt.

Dagegen helfen könnte einer aktuellen Studie zufolge das Züchten und Aussetzen großer karibischer Krabben (Maguimithrax spinosissimus): Die Tiere fressen einen erheblichen Teil des Seetangs und ermöglichen so eine Erholung der Korallenriffe.

Junge Krabben werden gefressen

Die Forscher Angelo Spadaro und Mark Butler wussten aus früheren Untersuchungen, dass die Krabben enorme Mengen an Seetang fressen – und sich auch von den Abwehrmechanismen einiger Arten nicht abschrecken lassen. Allerdings gibt es viel zu wenige Vertreter der Art an den Riffen, als dass sie etwas gegen die Verdrängung der Korallen ausrichten könnten. Beobachtungen der Forscher zufolge liegt das daran, dass ein erheblicher Anteil des Krabbennachwuchses gefressen wird: Erst wenn die Tiere eine Größe von 3 cm erreicht haben, sind sie vor Feinden verhältnismäßig sicher.

Das brachte die Wissenschaftler auf eine Idee: Was, wenn man gezüchtete Krabben aussetzen würde, nachdem sie eine bestimmte Größe erreicht haben? Könnte das der Ausbreitung des Seetangs entgegenwirken? Dieser Möglichkeit gingen sie in einer experimentellen Untersuchung im Küstenbereich der Florida Keys nach. Dafür züchteten sie allerdings keine Krabben, sondern schickten Taucher*innen auf die „Jagd“ nach den Tieren.

Das Ansiedeln älterer Krabben verspricht Erfolg

Die gesammelten Krabben setzten Spadaro und Butler auf verschiedenen von Seetang überwucherten Riffbereichen aus – und zwar stärker „konzentriert“ als sonst, mit durchschnittlich einem Tier pro Quadratmeter. Nach einem Jahr überprüften sie, ob der Appetit der Krebstiere zu sichtbaren Veränderungen geführt hatte. Tatsächlich war das der Fall: Im Vergleich zu krabbenlosen Bereichen war der Seetangbewuchs um mehr als 50 Prozent zurückgegangen. Das wiederum schien eine Erholung des Riffs zu begünstigen: Nach einem weiteren Jahr fanden die Forscher in den mit Krabben besiedelten Bereichen wesentlich mehr junge Korallen und eine größere Vielfalt an Rifffischen als in den krabbenlosen Vergleichsgebieten.

Fazit

Das Experiment der Forscher zeigt, dass das gezielte Aussetzen von M. spinosissimus Krabben zu einer Erholung von Korallenriffen führen kann. Allerdings weisen Spadaro und Butler in ihrer Studie auch darauf hin, dass es sich bei den wuchernden Pflanzen um nur eine der diversen Bedrohungen handelt, denen die Korallen ausgesetzt sind. Gegen die Folgen der Erwärmung, Übersäuerung und Verschmutzung des Meeres können auch die fleißigen Krabben nichts ausrichten.


Zur Fach-Publikation:
Spadaro, A. J. & Butler IV, M. J. (2021): Herbivorous Crabs Reverse the Seaweed Dilemma on Coral Reefs. Current Biology 31.

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