Freilaufende Hunde stellen für Wildtiere eine größere Gefahr da als angeleinte. Das wissen offenbar auch Vögel in australischen Parks: Einer aktuellen Studie zufolge zeigen Stelzenmonarchen ein deutlich ausgeprägteres Fluchtverhalten, wenn sich ein Hund ohne Leine nähert.
Im Rahmen der Untersuchung führten Forschende um Skye Barnett und Michael Weston ein Experiment mit wildlebenden Stelzenmonarchen (Grallina cyanoleuca) in Melbourne durch. Dabei näherte sich wiederholt eine Person gemeinsam mit einem kleinen Hund einem der Vögel, während dieser auf einer städtischen Grünfläche nach Nahrung suchte. In der Hälfte der insgesamt 20 Durchgänge war der Hund angeleint, in der anderen Hälfte nicht – unabhängig davon lief er jedoch stets etwa einen Meter vor der Person.
Wie die Stelzenmonarchen auf die Annäherung reagierten, unterschied sich deutlich zwischen den beiden Bedingungen: Lief der Hund frei, flogen acht Vögel davon und zwei suchten rennend das Weite. War der Hund jedoch angeleint, flogen nur drei Vögel auf, während sieben sich zu Fuß entfernten – vier davon sogar nur gehend statt rennend. Die Stelzenmonarchen erkannten also offenbar, wenn der Hund ohne Leine lief, und stuften ihn dann als größere Bedrohung ein.
Bedeutet das Ergebnis der Studie, dass die Vögel die Funktionsweise einer Leine verstehen, und durchschauen, wie sie die Bewegungsfreiheit einschränkt? Das muss nicht sein: Die stadtlebenden Stelzenmonarchen könnten auch schlichtweg aus Erfahrung gelernt haben, dass Hunde ohne Leine sich oftmals weiter von ihren Begleitpersonen entfernen oder in höherem Tempo unterwegs sind – und daher eine größere Bedrohung darstellen.
Zur Fach-Publikation:
Barnett, S. C.; van Dongen, W. F. D.; Plotz, R. D. & Weston, M. A. (2023): Leash status of approaching dogs mediates escape modality but not flight-initiation distance in a common urban bird. Birds.
Aus unserer Rubrik: „In aller Kürze“.
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