Die Embryos von Kuckucken und anderen gefiederten Brutparasiten bewegen sich vergleichsweise intensiv in ihrem Ei – so das Ergebnis einer aktuellen Studie. Dadurch stärken die heranwachsenden Vögel möglicherweise ihre Körper für die besonderen Anstrengungen, die sie mit dem Schlüpfen erwarten.
Ein junger Kuckuck (Cuculus canorus) ist gerade erst aus dem Ei geschlüpft und liegt noch völlig nackt auf dem Bauch. Doch schon unternimmt er eine ziemliche Anstrengung: Er beginnt damit, die übrigen Eier und bereits geschlüpfte Jungvögel im Rückwärtsgang aus dem Nest zu schieben.
Die meisten gefiederten Brutparasiten – also Vögel, die ihre Eier in fremde Nester legen – brauchen früh im Leben außergewöhnlich viel Kraft. Sei es, um sich von der Konkurrenz im Nest zu befreien, oder um sich durch intensives Betteln gegen sie durchzusetzen. Auch das vorherige Schlüpfen verlangt ihnen bereits mehr ab als ihren Adoptivgeschwistern. Denn die Schale der Eier von Brutparasiten ist vergleichsweise dick, vermutlich um skeptischen Wirtseltern das Aufpicken zu erschweren.
Ein Forschungsteam stellte sich die Frage, ob sich die Nachkommen auf diese Herausforderungen in besonderem Maße vorbereiten. Denn wie bei anderen Wirbeltieren spielen die Bewegungen der Embryos auch bei Vögeln eine entscheidende Rolle für die Entwicklung von Skelett und Muskulatur. Für den Nachwuchs von Brutparasiten könnte es sich entsprechend lohnen, den Körper im Ei besonders engagiert zu trainieren.
Die Studie
Vor diesem Hintergrund bestimmten die Forschenden um Stephanie McClelland und Steven Portugal die Aktivität von insgesamt 437 Vogelembryos aus 14 Arten – darunter fünf Spezies, deren Nachwuchs ausschließlich in fremden Nestern schlüpft. Dazu legte das Team die Eier während der Brutphase regelmäßig für kurze Zeit in ein spezielles Gerät, das mittels eines Infrarot-Lichtstrahls die Bewegungen der Embryos registrierte.
Das Ergebnis
Tatsächlich stieg die Aktivität im Ei im Verlauf der Entwicklung bei den Embryos der Brutparasiten wesentlich stärker als bei denen der anderen Arten. So bewegte sich etwa der Nachwuchs von Kuckucken kurz vor dem Schlüpfen im Schnitt 130-mal pro Minute, der von Drosselrohrsängern (Acrocephalus arundinaceus) – denen sie häufig ihre Eier unterschmuggeln – hingegen nur 98-mal.
Fazit
Die Studie offenbart, dass die Embryos von Brutparasiten im Ei wesentlich aktiver sind als die von anderen Arten. Das könnte zu einer Stärkung von Muskulatur und Skelett führen und so die körperliche Leistungsfähigkeit der Vögel zum Zeitpunkt des Schlüpfens erhöhen. Die Forschenden räumen zwar ein, dass weitere Untersuchungen nötig sind, um diesen Zusammenhang eindeutig zu belegen. Doch vor dem Hintergrund der Anstrengungen, die dem Nachwuchs vieler gefiederter Brutparasiten bevorstehen, erscheint diese Erklärung durchaus plausibel.
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