Whale Watching bietet die Möglichkeit, freilebende Wale von Booten aus zu beobachten. Eine aktuelle Studie an Buckelwalen zeigt: Wenn man die Tiere nicht stören will, sollte man möglichst leise Boote einsetzen.
Das Geschäft mit dem Whale Watching boomt – Anbieter rund um die Welt ermöglichen eine Walbeobachtung vom Boot aus. Dabei wird immer wieder diskutiert, wie stark die Tiere durch den Tourismus gestört werden. Um die Beeinträchtung möglichst gering zu halten, wird häufig ein gewisser Mindestabstand zu den Walen von etwa 100 Metern gefordert. Außerdem wird empfohlen, sich den Tieren nur von vorn oder von der Seite und mit niedriger Geschwindigkeit zu nähern.
Der Lärm, den die Whale-Watching-Boote verursachen, wird in Richtlinien bisher nur indirekt durch die gedrosselte Geschwindigkeit berücksichtigt. Dass dieser Aspekt mehr Beachtung verdient, zeigt eine aktuelle Studie an Buckelwalen (Megaptera novaeanglia).
Die Studie
Die Foscher*innen Kate Sprogis, Simone Videsen und Peter Madsen führten eine Untersuchung im Exmouth-Golf im Westen Australiens durch. Dort pausieren im Herbst viele Buckelwalmütter mit ihren Kälbern für einige Zeit während der Wanderung in südlichere Gewässer. Das Forschungsteam näherte sich wiederholt mit einem Boot solchen Mutter-Kind-Gespannen in Whale-Watching-Manier: Von der Seite oder von vorne fuhren sie immer in derselben geringen Geschwindigkeit bis auf 100 Meter an ruhende Tiere heran und an ihnen vorbei. Dabei spielten sie über einen Unterwasser-Lautsprecher Bootsgeräusche in einer von drei verschiedenen Lautstärken ab. Diese entsprachen in etwa den Geräuschen eines eher leisen, eines mittel lauten und eines sehr lauten langsam fahrenden Whale-Watching-Bootes.
Insgesamt näherten sie sich 42 Walmüttern mit ihren Kälbern, in 13 Fällen mit geringer, in 14 Fällen mit mittlerer und in 15 Fällen mit hoher Lautstärke. Währenddessen filmten sie die Tiere mit einer Drohne von oben, um ihr Verhalten beobachten zu können.
Das Ergebnis der Untersuchung war sehr aufschlussreich. Wenn sich das Team den Walen mit geringer Lautstärke näherte, wirkte sich das nicht auf ihr Verhalten aus: Sie ruhten ungestört weiter. Ganz anders war es, wenn die Lautstärke hoch war: Die Walmütter ruhten deutlich weniger, schwammen schneller und atmeten verstärkt. Bei mittlerer Lautstärke lag die Reaktion der Wale zwischen diesen Extremen.
Fazit
Das Ergebnis der Versuchs bestätigt die Vermutungen von Sprogis und ihrem Team: Unabhängig von der Distanz und der Geschwindigkeit hat auch die Lautstärke eines Bootes Auswirkungen auf die Wale. Will man die Tiere möglichst wenig stören, sollte man diesen Aspekt beim Whale Watching beachten.
Zur Fach-Publikation:
Sprogis, K. R.; Videsen, S. & Madsen, P. T. (2020): Vessel noise levels drive behavioural responses of humpback whales with implications for whale-watching. eLife.
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