Javaneraffen am Uluwatu-Tempel auf Bali bestehlen Menschen und tauschen das Diebesgut anschließend gegen Futter ein. Einer aktuellen Studie zufolge wählen ältere Affen dabei gezielt wertvolle Gegenstände – um besonders lukrative Tauschgeschäfte zu machen.
Nicht nur wir Menschen sind zu wirtschaftlichem Denken fähig: Auch Angehörige anderer Primatenarten können lernen, bestimmte Gegenstände als Währung einzusetzen und sie z.B. gegen Nahrung einzutauschen. Diese „Geschäfte“ finden allerdings meist im Rahmen von Versuchen mit Tieren in Menschenhand statt.
Eine Population von Javaneraffen (Macaca fascicularis) in einer Tempelanlage auf Bali bietet hingegen die Gelegenheit, Affen beim „Wirtschaften“ in freier Natur zu beobachten: Seit etwa drei Jahrzehnten stehlen die Tiere regelmäßig Eigentum von Besucher*innen – und geben es dem Tempelpersonal nur im Tausch gegen Futter zurück. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Affen mit zunehmendem Alter sogar lernen, gezielt wertvolle Gegenstände zu stehlen, um sich für deren Rückgabe besonders entlohnen zu lassen.
Die Studie
Ein Forschungsteam um Jean-Baptiste Leca und Nengah Wangia beobachtete die Tauschgeschäfte der gut 300 Javaneraffen am Uluwatu-Tempel auf Bali über ein Jahr. Sie notierten, auf welche Gegenstände es die Tiere abgesehen hatten, ob sie beim Stehlen erfolgreich waren und wofür sie den Gegenstand letztlich ggf. eintauschten.
Stehlen und Handeln will gelernt sein
Die Ergebnisse zeigen, dass die Javaneraffen ihr Handwerk offenbar erst lernen müssen: Während bei sehr jungen Affen nur etwa 39 % der versuchten Diebstähle glückten, waren es bei heranwachsenden 62 % und bei erwachsenen 69 %. Die Jungtiere waren außerdem weniger erfolgreich darin, ihr Diebesgut anschließend gegen Futter einzutauschen: Dies gelang ihnen in 72 % der Fälle, den älteren Tieren hingegen in 89 % bzw. 92 % der Fälle.
Ältere Affen stehlen bevorzugt wertvolle Gegenstände
Nicht alle Gegenstände, die von Tempelbesucher*innen mitgeführt werden, sind gleich wertvoll. Das wissen anscheinend auch die Javaneraffen: Sie wählten überproportional häufig besonders wertvolle Gegenstände wie Elektrogeräte, Flip Flops oder Brillen – und verschmähten Plastikflaschen, Haarnadeln oder leere Kamerahüllen. Allerdings gehört auch dazu anscheinend eine gewisse Erfahrung: Jungtiere unterschieden bei ihren Beutezügen noch nicht zwischen verschiedenen Typen von Gegenständen.
Ältere Affen verlangen für wertvolle Gegenstände mehr Futter
Letztlich ergaben die Beobachtungen, dass der Wert der Gegenstände auch die anschließenden Tauschgeschäfte beeinflusste. Hatten erfahrene Javaneraffen ein besonders kostbares Stück ergattert, verlangten sie für die Herausgabe eine größere Belohnung, als wenn es sich um einen Gegenstand von geringerem Wert handelte.
Fazit
Die Studie ist ein beeindruckendes Beispiel für wirtschaftliches Verhalten bei wildlebenden Tieren. Die älteren Javaneraffen am Uluwatu-Tempel wissen anscheinend, für welche Gegenstände Menschen zu besonders lukrativen Tauschgeschäften bereit sind. Als Folge stehlen sie bevorzugt diese – und fordern beim anschließenden Handeln auch eine größere Nahrungsmenge ein. Die Jungtiere hingegen müssen das gewiefte Wirtschaften offenbar erst noch erlernen.
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