Ausbleibende Futterbelohnung beim Klickertraining macht Hunde pessimistisch

Manche sind der Ansicht, dass Klickertraining bei Hunden effektiver sei, wenn die Tiere nicht bei jedem Klick mit Futter belohnt werden. Nach einer aktuellen Studie führt dieser Ansatz allerdings nicht zu einem größeren Lernerfolg – stattdessen aber zu „pessimistischeren“ Hunden. 

von Tobias Zimmermann

In der Hundeausbildung ist das Klickertraining eine verbreitete Methode
In der Hundeausbildung ist das Klickertraining eine verbreitete Methode (Foto: Tom Verdoot via Pexels)

Das Klickertraining ist eine weitverbreitete Methode in der Hundeausbildung. Im Gegensatz zum umstrittenen Training mit Elektrohalsbändern basiert sie auf dem Prinzip der positiven Verstärkung, bei dem die Tiere einen Klickton mit einer Belohnung verknüpfen. Dadurch wird jeder Klick zum positiven Signal, das die Tiere mit angenehmen Folgen verbinden. Der generelle Ablauf ist dabei recht simpel: Zeigt das Tier ein gewünschtes Verhalten, betätigt die trainierende Person den Klicker und gibt dem Tier anschließend eine Belohnung – meist in Form von beliebtem Futter.

Hunde verknüpfen ihr eigenes Verhalten nur dann mit einer Belohnung, wenn sie innerhalb weniger Sekunden erfolgt. Ein Klicker bietet daher den großen Vorteil, dem Hund eine bevorstehende Belohnung vorab anzukündigen und ihm dadurch unverzüglich zu bestätigen, dass sein Verhalten richtig war. Bei der konkreten Anwendung gibt es allerdings unterschiedliche Ansätze: Die meisten Trainer*innen geben dem Tier nach jedem Klick eine Belohnung. Nach anderen Einschätzungen sollen die Hunde allerdings schneller lernen, wenn die Belohnung bei manchen Klicks ausbleibt, da die Tiere dadurch aufmerksamer und motivierter blieben.

Eine aktuelle Studie eines Forschungsteams um die Wissenschaftlerinnen Giulia Cimarelli und Zsófia Virányi widerlegt diese Einschätzung und zeigt, dass ein teilweises Aussetzen einer Belohnung beim Klickertraining nicht zu größerem Lernerfolg führt – dafür aber zu „pessimistischeren“ Hunden.

Das Klickertraining

Das Forschungsteam arbeitete mit insgesamt dreißig männlichen und weiblichen Hunden verschiedener Rassen, die zuvor keine Erfahrungen mit Klickertraining gemacht hatten. Dabei trainierte eine Experimentatorin die Tiere jeweils in einem geschlossenen Raum im Beisein der jeweiligen Bezugspersonen. Zunächst lernten die Hunde, einen Klick mit einer Belohnung zu verknüpfen. Dazu gab sie ihnen wiederholt Kommandos, die sie bereits beherrschten (z.B. „Sitz“ oder „Platz“), und honorierte die erfolgreiche Ausführung per Klicker und anschließender Belohnung.

Anschließend brachte die Trainerin den Hunden mithilfe des Klickertrainings bei, beide Vorderpfoten auf einer Platte zu platzieren. Dafür durchliefen sie pro Tag zwei Trainingseinheiten von jeweils maximal 10 Minuten, bei denen die Trainerin immer dann den Klicker betätigte, wenn die Tiere Fortschritte zeigten. Dabei erhielt allerdings nur die Hälfte der Tiere nach jedem Klick eine Belohnung. Bei der anderen Hälfte folgte lediglich nach sechzig Prozent der Klicks eine Belohnung. Es zeigte sich, dass die Häufigkeit der Futterbelohnung den Lernerfolg der Hunde nicht beeinflusste. Unabhängig davon, wie häufig auf einen Klick eine Belohnung folgte, benötigten die Tiere durchschnittlich weniger als vierzig Klicks, bis sie das gewünschte Verhalten zuverlässig zeigten.

Die Wissenschaftlerin Giulia Cimarelli beim Klickertraining mit einem tierischen „Probanden“ (Foto: Alina Gaugg, VetMedUni Vienna)

Die Erwartungshaltung der Hunde

In einem nächsten Schritt untersuchten die Forschenden, ob die unterschiedlichen Trainingsansätze die Erwartungshaltung der Tiere beeinflussten. Dazu platzierten die Forschenden zunächst wiederholt entweder einen gefüllten Futternapf in eine Ecke des Raumes oder einen leeren Futternapf in die gegenüberliegende Ecke. Die Hunde hatten dabei jeweils die Möglichkeit, den Napf zu begutachten und gegebenenfalls das Futter zu fressen. Die Tiere lernten schnell, die jeweilige Position im Raum mit der Belohnung zu verknüpfen: Nach Ende des Trainings steuerten sie den gefüllten Napf in der „belohnten“ Ecke zielsicher innerhalb weniger Sekunden an. Dem leeren Napf in der gegenüberliegenden Ecke näherten sie sich dagegen im Schnitt erst nach über einer halben Minute.    

Im anschließenden Test platzierten die Wissenschaftler*innen einen leeren Napf genau in der Mitte zwischen der „belohnten“ und der „unbelohnten“ Ecke. Damit überprüften sie, was die Hunde an dieser neutralen Position „erwarteten“: Würden sich die Tiere dem Napf schnell annähern, wäre das ein Beleg dafür, dass sie dort mit einer Belohnung rechneten – dies spräche für eine optimistische Erwartungshaltung. Würden sie sich dem Napf dagegen vergleichsweise langsam nähern, ließe das darauf schließen, dass sie einen leeren Napf erwarteten – und damit auf eine pessimistische Erwartungshaltung hindeuten.

Es zeigte sich, dass die Häufigkeit der Futterbelohnung einen erheblichen Einfluss auf die Erwartungshaltung der Tiere hatte: Die Hunde, bei denen jeder Klick belohnt wurde, erreichten den Napf im Schnitt nach nur zwölf Sekunden. Die Hunde, bei denen ein Klick nur teilweise belohnt wurde, suchten ihn im Schnitt erst nach etwa 25 Sekunden auf. Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass die Hunde mit inkonstanter Futterbelohnung eine unklare Situation pessimistischer einschätzen.

Fazit

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass ein teilweises Aussetzen der Futterbelohnung beim Klickertraining den Lernerfolg von Hunden nicht vergrößert – die Tiere aber „pessimistischer“ werden lässt. Dies klingt zunächst nach einer negativen Auswirkung des Belohnungsentzugs. Ob die veränderte Erwartungshaltung das Wohlergehen der Hunde tatsächlich beeinträchtigt, lässt sich hoffentlich durch weitere Untersuchungen in Erfahrung bringen.


Zur Fach-Publikation:
Cimarelli, G.; Schoesswender, J.; Vitiello, R.; Huber, L. & Virányi, Z. (2020): Partial rewarding during clicker training does not improve naïve dogs’ learning speed and induces a pessimistic-like affective state. Animal Cognition.

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2 Kommentare

  1. Eine interessante Studie, im vorliegenden Artikel fallen aber zwei Dinge negativ auf: Das Training mit Elektrohalsbändern ist nicht „umstritten“, sondern laut deutschem Tierschutzgesetz verboten. Zudem bleibt unklar, warum der Autor einen „gesunden“ Pessimismus (was immer das ist) für förderlich hält, obwohl die Studie gezeigt hat, dass der Lernerfolg dadurch nicht vergrößert wurde.

    1. Liebe Petra,

      vielen Dank für Ihren Kommentar.

      Der verlinkte Artikel befasst sich ausführlich und kritisch mit dem Hundetraining mittels Elektrohalsbändern. Darin ist auch erwähnt, dass der Einsatz solcher Geräte in Deutschland gesetzlich verboten ist – aus meiner persönlichen Sicht völlig zu Recht. Dennoch gibt es durchaus Menschen, die den Einsatz von Elektrohalsbändern unter bestimmten Voraussetzungen befürworten. Das ging auch aus mehreren Kommentaren zum verlinkten Artikel in den sozialen Medien hervor. Auch wenn man damit nicht übereinstimmen muss, scheint das Thema also durchaus „umstritten“ zu sein.

      Der Begriff „Pessimismus“ ist häufig relativ negativ besetzt. Die Aussage zum „gesunden“ Pessimismus zielte lediglich darauf ab, dass die veränderte Erwartungshaltung der Hunde nicht zwingend mit schlechtem Wohlergehen verbunden sein muss. Aufgrund Ihres berechtigten Einwands habe ich den Artikel an der entsprechenden Stelle etwas geändert.

      Beste Grüße
      Tobi

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