Goldwaldsänger warnen ihre Artgenossen mit spezifischen Rufen vor Vögeln, die ihre Eier in fremde Nester schmuggeln. Einer aktuellen Studie zufolge sorgen die Laute dafür, dass brütende Weibchen noch am nächsten Morgen verstärkt ihr Gelege hüten.
Die in Nordamerika weitverbreiteten Goldwaldsänger (Setophaga petechia) werden häufig Opfer von Brutparasitismus durch weibliche Braunkopf-Kuhstärlinge (Molothrus ater). Diese legen ihre Eier ausschließlich in die Nester fremder Arten und verringern deren Bruterfolg dadurch beträchtlich.
Um auf die Anwesenheit von Kuhstärlingen aufmerksam zu machen, besitzen Goldwaldsänger einen speziellen Ruf. Hören brütende Weibchen diese Warnung, kehren sie umgehend zu ihrem Nest zurück. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Wirkung der Warnrufe sogar noch bis in die frühen Morgenstunden des Folgetages vorhält – was sich vermutlich auszahlt, da Kuhstärlinge bevorzugt zu dieser Zeit ihre Eier legen.
Erhöhte Wachsamkeit während der Morgendämmerung
Im Rahmen der Studie beobachtete ein Team um Shelby Lawson, Mark Hauber und Sharon Gill zunächst, wie viel Zeit brütende Goldwaldsängerweibchen in der Morgendämmerung auf ihrem Nest verbrachten. Anschließend spielten die Forschenden den Tieren für zehn Minuten Aufnahmen der spezifischen Warnungen vor Kuhstärlingen vor – und beobachten sie während des folgenden Sonnenaufgangs erneut. Es zeigte sich: Waren am Tag zuvor die Warnrufe erklungen, verließen die Weibchen ihr Nest deutlich seltener.
Eine spezifische Reaktion auf eine besondere Bedrohung
Aber handelt es sich bei diesem Verhalten um eine spezifische Reaktion auf die Bedrohung durch Brutparasiten? Oder reagieren die Weibchen so auf jegliche Gefahrenwarnung? Das überprüften die Wissenschaftler*innen, indem sie den Vögeln Rufe vorspielten, mit denen Goldwaldsänger vor Fressfeinden oder arteigenen Eindringlingen in ihrem Revier warnen. Sie stellten fest: Das Erklingen dieser Laute führte nicht dazu, dass die Weibchen am folgenden Morgen länger auf ihrem Nest verweilten.
Fazit
Für gewöhnlich lösen Warnrufe im Tierreich eine eher kurzfristige Reaktion aus. Doch bei Goldwaldsängern sorgen die akustischen Hinweise auf Kuhstärlinge dafür, dass brütende Weibchen noch am folgenden Morgen seltener ihr Gelege verlassen. Da die Bedrohung durch die Brutparasiten zu dieser Tageszeit am größten ist, dürfte sich die anhaltende Wachsamkeit auszahlen. Denn frühere Untersuchungen zeigen, dass mögliche Opfer der Kuhstärlinge durch ihre Anwesenheit zumindest einen Teil von deren Legeversuchen vereiteln können.
Wir freuen uns über Anmerkungen, Fragen oder Feedback im Kommentarbereich! Allerdings behalten wir uns vor, Kommentare zu löschen, die unserer Meinung nach rechtswidrig oder aus anderen Gründen unangemessen sind. Bitte beachten Sie auch die Hinweise zur Kommentarfunktion in unserer Datenschutzerklärung.