Hohe Temperaturen im Ei beeinträchtigen die Lernleistung von Geckos

Die Eier vieler Reptilien sind der Umgebungstemperatur relativ schutzlos ausgeliefert. Ungewöhnlich hohe Temperaturen können daher starke Auswirkungen auf die Entwicklung der Tiere haben – und auch deren spätere Lernleistung beeinflussen, wie eine aktuelle Studie deutlich macht.

von Niklas Kästner

Temperaturen im Ei beeinflussen die Lernleistung von Geckos
Hohe Temperaturen können ungeahnte Konsequenzen haben (Foto: Alexas_Fotos via Pixabay)

Viele Reptilien betreiben keine Brutpflege, sondern überlassen ihren Nachwuchs nach der Eiablage sich selbst. Je nach Wetterlage kann die Temperatur im Nest erheblich schwanken. Einige Studien haben bereits gezeigt, dass die durchschnittliche Wärme in den Eiern starke Auswirkungen auf Morphologie und Verhalten der daraus schlüpfenden Jungtiere haben kann. Bei manchen Arten wird über die Temperatur im Nest sogar das Geschlecht bestimmt.

Eine aktuelle Studie an australischen Samtgeckos untersuchte nun, welche Auswirkungen hohe Temperaturen im Ei auf die spätere Lernleistung der Tiere haben. Dabei wählten sie eine Temperatur, die in Australien in Folge des Klimawandels schon bald Realität werden könnte.

Die Studie

Theja Abayaratha und Jonathan Webb fingen Samtgecko-Weibchen der Art Amalosia lesueurii kurz vor der Eiablage ein und ließen sie im Labor ihre Eier legen (anschließend wurden sie – ebenso wie später ihre Jungtiere – wieder in die Natur entlassen). Von den zwei Eiern, die jedes Weibchen im Schnitt legte, wurde eins bei derzeit in der Natur zu erwartenden Temperaturen bebrütet. Das andere Ei wurde höheren Temperaturen ausgesetzt. Diese entsprachen solchen, die schon im Jahr 2050 im natürlichen Brutgebiet erreicht werden könnten.

Nach dem Schlüpfen wurden die Jungtiere aus den beiden Bedingungen einem Lerntest unterzogen. Dabei wurden sie wiederholt in ein Y-förmiges Labyrinth gesetzt und mit einem Pinsel am Schwanz berührt, was den Angriff eines Beutegreifers simulieren sollte. Nun galt es für die Tiere, einen Unterschlupf zu finden, der sich immer im selben Arm des Labyrinths befand. Der Test wurde zweimal pro Tag an insgesamt fünf Tagen wiederholt.

Das Ergebnis: Alle Geckos lernten innerhalb von fünf Tagen, den Unterschlupf rasch zu erreichen. Wie schnell sie das lernten, schien aber tatsächlich von der Temperatur im Ei abzuhängen. Besonders während der ersten Wiederholungen des Tests brauchten die Tiere aus der heißen Bedingung noch deutlich länger als ihre Artgenossen aus der kühleren Bedingungen, um im Unterschlupf anzukommen.

Fazit

Das Ergebnis der Studie mag auf den ersten Blick nicht besonders dramatisch erscheinen. Aber auf der Flucht vor einem Beutegreifer können ein paar Sekunden über Leben und Tod entscheiden. So macht das Experiment einmal mehr auf die weitreichenden und teils unerwarteten Folgen aufmerksam, die ein rascher Anstieg der Umgebungstemperatur haben könnte. Vielleicht hilft uns unsere eigene Lernfähigkeit ja dabei, ihn doch noch aufzuhalten – oder zumindest abzuschwächen.


Zur Fach-Publikation:
Abayarathna, T. & Webb, J. K. (2020): Effects of incubation temperatures on learning abilities of hatchling velvet geckos. Animal Cognition.

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