Einer aktuellen Studie zufolge machen männliche Blaugestreifte Kraken ihre Paarungspartnerinnen vor der Kopulation mit giftigen Bissen bewegungsunfähig. Dabei handelt es sich vermutlich um eine Vorsichtsmaßnahme – denn weibliche Oktopusse neigen zum Kannibalismus.

Im Rahmen der Untersuchung beobachteten Forschende um Wen-Sung Chung und Fabio Cortesi sechs Paare des Blaugestreiften Kraken (Hapalochlaena fasciata) bei der Fortpflanzung. Die Tiere hatten sie zuvor eingefangen und jeweils zu zweit in ein Aquarium gesetzt. In allen Fällen zeigte sich bei der Paarung der gleiche Ablauf: Die Männchen umklammerten die Weibchen und bissen sie, woraufhin Letztere erblassten und bewegungsunfähig wurden. Anschließend kam es zur Kopulation. Nach durchschnittlich einer Stunde kamen die Weibchen schließlich wieder zu sich und das Paar löste sich voneinander.
Die Beobachtungen lassen darauf schließen, dass die Männchen ihre Paarungspartnerinnen mithilfe ihres giftigen Speichels außer Gefecht setzen. Dieser enthält das starke Nervengift Tetrodotoxin, das die Tiere ansonsten für die Jagd und zur Verteidigung einsetzen.
Warum sich dieses außergewöhnliche Paarungsverhalten entwickelt hat, lässt sich vorerst nicht eindeutig sagen. Doch die Forschenden haben eine klare Vermutung: So sind weibliche Oktopusse bekannt dafür, dass sie ihre männlichen Artgenossen mitunter verspeisen. Insofern könnte es sich bei den lähmenden Bissen um eine Schutzmaßnahme handeln, mit der die männlichen Kraken ihr Risiko verringern, die Annäherung an die für gewöhnlich deutlich größeren Weibchen mit dem Leben zu bezahlen.
Zur Fach-Publikation:
Chung, W.-S.; Kurniawan, N. D.; Marshall, N. J. & Cortesi, F. (2025): Blue-lined octopus Hapalochlaena fasciata males envenomate females to facilitate copulation. Current Biology.
Aus unserer Rubrik: „In aller Kürze“.
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