Schnodder gegen Hitze: Ameisenigel verschaffen sich mit Nasenschleim Abkühlung

Einer aktuellen Studie zufolge regulieren Kurzschnabel-Ameisenigel ihre Körpertemperatur mitunter auf ungewöhnliche Weise: Sie befeuchten die Spitze ihrer Schnauze mit Blasen aus Nasenschleim. Die Flüssigkeit verdunstet dort und kühlt so offenbar ein großes Blutgefäß.

von Niklas Kästner

Ein Kurzschnabel-Ameisenigel
Eins der wenigen eierlegenden Säugetiere: der Kurzschnabel-Ameisenigel (Foto: Enguerrand Blanchy via Unsplash, zugeschnitten)

Die in Australien und Neuguinea beheimateten Kurzschnabel-Ameisenigel (Tachyglossus aculeatus; auch Kurzschnabeligel) gehören zu den Kloakentieren. Sie können weder schwitzen noch hecheln und ihre Körpertemperatur schwankt in Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur. Ist diese sehr hoch, kann es für die Tiere gefährlich werden: Es droht der Tod durch Überhitzung. Doch eine aktuelle Studie legt nahe, dass sie der Wärme zumindest in gewissem Rahmen etwas entgegenzusetzen haben.

Bereits im Jahr 2016 beschrieben Christine Cooper und Philip Withers gemeinsam mit weiteren Forschenden ein besonderes Verhalten der Ameisenigel: Bei hohen Temperaturen stießen sie Schleimblasen aus ihren Nasenlöchern aus und befeuchteten damit die Spitze ihrer Schnauze. Was hat es damit auf sich? Wo Wasser verdunstet, entsteht Kälte – und genau dort, wo die Blasen platzten, verläuft bei Kurzschnabeligeln ein großes Blutgefäß. Daher lag die Vermutung nahe, dass das außergewöhnliche Verhalten dazu dient, die Körpertemperatur herunter zu regulieren.

Diese Hypothese überprüften Coopers und Withers nun mithilfe einer Wärmebildkamera. Sie filmten damit 124 wildlebende Kurzschnabel-Ameisenigel und bestimmten die Temperatur ihrer Körperoberfläche an unterschiedlichen Stellen. Es zeigte sich: Die Schnauzenspitze der Tiere war stets erheblich kälter als die restlichen Körperregionen. Das spricht dafür, dass die Produktion der Schleimblasen tatsächlich der Temperaturregulation dient und den Tieren dabei hilft, sich bei hohen Temperaturen vor Überhitzung zu schützen.

Auf diesen Wärmebildaufnahmen der Forschenden ist die kalte Schnauzenspitze eines Kurzschnabel-Ameisenigels gut zu erkennen (Video: Dr. Christine Cooper, Curtin University)

Zur Fach-Publikation:
Cooper, C. E. & Withers, P. C. (2023): Postural, pilo-erective and evaporative thermal windows of the short-beaked echidna (Tachyglossus aculeatus). Biology Letters 20220495.

Weitere Literatur:
Barker, J. M.; Cooper, C. E.; Withers, P. C. & Nicol S. C. (2016). Reexamining echidna physiology: the big picture for Tachyglossus aculeatus acanthion. Physiological and Biochemical Zoology 89: 169-181.

Aus unserer Rubrik: „In aller Kürze“.

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