Ich nehme, was du nimmst: Möwen orientieren sich bei der Nahrungssuche an Menschen

Silbermöwen leben oft in großer Nähe zu Menschen und bedienen sich nicht selten an deren Lebensmitteln. Einer aktuellen Studie zufolge beobachten sie sogar, was die Personen in ihrem Umfeld essen – und machen davon abhängig, welche Verpackungen sie genauer inspizieren.

von Niklas Kästner

An vielen Stränden Nordeuropas zu finden: die Silbermöwe (Foto: BernhardJaeck via Pixabay, zugeschnitten)

Im Rahmen der Studie führten die Forschenden Franziska Feist, Kiera Smith und Paul Graham ein Experiment mit freilebenden Silbermöwen (Larus argentatus) an einem Strand in Großbritannien durch. Dabei wiederholte sich stets der folgende Ablauf: Eine Person platzierte eine grüne und eine blaue Chipstüte im Abstand von anderthalb Metern zueinander auf dem Boden. Dann trat sie fünf Meter zurück und setzte sich in den Sand, wo sie entweder bloß verharrte oder eine weitere Chipstüte hervorholte und daraus aß. In manchen Durchgängen war diese Tüte grün, in anderen war sie blau. Währenddessen filmte eine Kamera das Verhalten der Silbermöwen in der Nähe.

Die Auswertung der Aufnahmen zeigte: Wenn die Person Chips aß, schauten die Möwen nicht nur vermehrt zu ihr, sondern sie näherten sich auch häufiger den ausgelegten Chipstüten und pickten danach. Besonders interessant war, für welche der beiden Tüten sie sich dabei entschieden: In 95 Prozent der Fälle hatte sie die gleiche Farbe wie die Tüte, aus der die Person aß. Dieses Ergebnis lässt darauf schließen, dass Silbermöwen die Menschen in ihrem Umfeld genau beobachten – und so unter anderem Informationen darüber gewinnen, welche Verpackungen es sich bei der Nahrungssuche zu inspizieren lohnt.


Zur Fach-Publikation:
Feist, F.; Smith, K. & Graham, P. (2023): Inter-species stimulus enhancement: Herring gulls (Larus argentatus) mimic human food choice during foraging. Biology Letters.

Aus unserer Rubrik: „In aller Kürze“.

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