Die Hinterflügel des Segelfalters zieren markante, längliche Fortsätze. Einer aktuellen Studie zufolge erfüllen diese eine Schutzfunktion: Fressfeinde greifen besonders häufig an den auffälligen Flügelenden an. Diese brechen wiederum leicht ab – was den Falter eine letzte Chance zur Flucht bieten dürfte.
Der Segelfalter (Iphiclides podalirius) ist ein in Eurasien weitverbreiteter Schmetterling mit einem charakteristischen Merkmal: Seine Hinterflügel tragen zwei auffällige orangefarbene Flecken und darunter jeweils einen langen, dünnen Fortsatz – ähnlich wie der nahverwandte Schwalbenschwanz (Papilio machaon), bei dem sich die besondere Form sogar im deutschen Namen widerspiegelt.
Wenn sich bei einem Tier eine so auffällige Struktur beobachten lässt, stellt sich die Frage nach ihrer Funktion: Warum ist sie im Zuge der Evolution entstanden? In einer aktuellen Studie geben Forschende in Bezug auf die Hinterflügel des Segelfalters eine faszinierende Antwort.
Segelfalter häufig an Flügelfortsätzen verletzt
Ein Forschungsteam um Ariane Chotard und Vincent Debat untersuchte zunächst wildlebende Segelfalter in Frankreich auf Verletzungen. Dabei ergab sich ein deutliches Muster: Die Hinterflügel der Schmetterlinge waren wesentlich häufiger beschädigt als die Vorderflügel – und dabei waren insbesondere die markanten Flügelfortsätze betroffen.
Dieses Verletzungsmuster könnte bedeuten, dass Fressfeinde häufiger in der „Schwanzregion“ nach den Faltern schnappen. Allerdings ließe es sich auch dadurch erklären, dass Segelfalter seltener überleben, wenn sie an anderen Körperteilen geschnappt werden – und sich daher weniger lebende Tiere mit entsprechenden Verletzungen finden.
Kohlmeisen attackieren Segelfalter bevorzugt am markanten „Schwalbenschwanz“
Um bezüglich der Ursache der ungleich verteilten Verletzungen eine klare Aussage treffen zu können, führten die Forschenden ein Experiment mit Fressfeinden der Segelfalter durch: Sie präsentierten Kohlmeisen (Parus major) wiederholt an einem Draht „schwebende“ Modelle der Schmetterlinge, die sie mit Flügeln toter Falter versehen hatten. Anhand von Videoaufnahmen analysierten sie, wo die Vögel die scheinbare Beute attackierten. Das Ergebnis: Tatsächlich schlugen die Meisen besonders häufig im Bereich der auffälligen Enden der Hinterflügel zu.
Hinterflügel mit „Sollbruchstellen“
Zudem überprüften die Forschenden anhand von Flügeln toter Segelfalter, wie viel Kraft nötig ist, um bestimmte Teile davon abzutrennen. Dabei stellten sie fest: Die Hinterflügel – insbesondere im Bereich der Flügelfortsätze – brachen leichter ab als die Vorderflügel.
Fazit
Zusammengenommen legen die Ergebnisse der Untersuchung nahe, dass der „Schwalbenschwanz“ der Segelfalter – und vermutlich auch die Flügelfortsätze weiterer Schmetterlingsarten – im Zuge der Evolution entstanden ist, weil er die Überlebenschancen der Insekten erhöht: Die auffällige Form und Färbung hat zur Folge, dass Fressfeinde den Schmetterling bevorzugt an seinen Flügelenden attackieren. Diese wiederum lösen sich besonders leicht vom Körper – was dem Falter eine Gelegenheit verschafft, mit einer leichten Verletzung davonzukommen.
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