Schimpansen leben in komplexen sozialen Gruppen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Tiere einen gewissen Aufwand betreiben, um ihren Gruppenmitgliedern zu einer attraktiven Belohnung zu verhelfen. Wie groß ihre Hilfsbereitschaft ist, hängt allerdings offenbar vom Gruppenklima ab.
Wir Menschen haben eine besondere Eigenschaft, die einen elementaren Aspekt unseres Zusammenlebens ausmacht: Wir tun anderen etwas Gutes – und das selbst dann, wenn es für uns mit Aufwand verbunden ist. Wie eine aktuelle Studie belegt, zeigen auch Schimpansen (Pan troglodytes) solch ein altruistisches Verhalten – allerdings unterschieden sich verschiedene Gruppen enorm in ihrer Hilfsbereitschaft.
Die Studie
Ein Forschungsteam um Edwin van Leeuwen und Daniel Haun untersuchte in der sambischen Auffangstation „Chimfunshi Wildlife Orphanage“, ob die Menschenaffen andere Gruppenmitglieder mit Saft versorgten, wenn sie selbst nicht davon trinken konnten. Dafür befand sich in den Gehegen mehrerer gemischtgeschlechtlicher Gruppen ein Saftbrunnen, den die Schimpansen mithilfe eines etwa fünf Meter entfernten Knopfes betätigen konnten. So musste ein Tier den Knopf gedrückt halten, damit ein anderes trinken konnte.
Zunächst durften die Schimpansen die Apparatur erkunden und sich mit deren Funktion vertraut machen. Anschließend bekamen drei Gruppen mit insgesamt 80 Tieren wiederholt die Gelegenheit, den Saftbrunnen zu betätigen. Dabei notierten die Forschenden, wenn ein Tier den Knopf drückte und sich gleichzeitig mindestens ein anderes Tier am Brunnen befand. Das Besondere an diesem Versuch im Vergleich zu bisherigen Ansätzen: Das Team beobachtete die Hilfsbereitschaft der Schimpansen unter naturnahen Bedingungen, während alle Gruppenmitglieder anwesend waren.
Die Ergebnisse
In allen drei Gruppen versorgten mehrere Tiere ihre Artgenossen regelmäßig mit der süßen Flüssigkeit – und das mit der Zeit sogar immer ausgiebiger. Dabei konnte das Team durch einen Kontrollversuch ausschließen, dass die Affen den Brunnen nur aus Neugier oder Vergnügen betätigten: Wenn der Brunnen für ihre Artgenossen unzugänglich war, drückten sie den Knopf deutlich weniger.
Allerdings unterschieden sich die Gruppen bemerkenswert im Grad ihrer Hilfsbereitschaft: Die Schimpansen in einer Gruppe waren wesentlich spendierfreudiger als die in den anderen beiden. Zudem beeinflussten die Verwandtschaftsverhältnisse, wem sie Saft spendierten. Interessanterweise gab es aber auch hier Unterschiede zwischen den Gruppen: Obwohl in zwei der Gruppen mehrere Familienverbände lebten, versorgten die Schimpansen nur in einer davon bevorzugt ihre Verwandten.
Fazit
Mithilfe des geschickten Versuchsaufbaus zeigt das Forschungsteam, dass Schimpansen anderen Gruppenmitgliedern bereitwillig zu einer attraktiven Belohnung verhelfen. Allerdings hängt es offenbar stark von der jeweiligen Gruppenkonstellation ab, wem gegenüber und in welchem Ausmaß die Tiere dazu bereit sind. Auch in dieser Hinsicht sind wir Menschen unseren tierischen Verwandten demnach anscheinend erstaunlich ähnlich…
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