Tierquiz Folge 34: Bürgerkrieg und Elefanten

In einer Studie berichten Forschende von den drastischen Auswirkungen, die der Bürgerkrieg in Mosambik (1977-1992) auf die Elefantenpopulation des Gorongosa-Nationalparks hatte. Um ihre Erkenntnisse geht es in dieser Tierquizfolge.

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Frage 1 von 3

Im Verlauf des Kriegs wurden etliche der Elefanten im Gorongosa-Nationalpark getötet – vor allem weil Menschen es auf ihre Stoßzähne abgesehen hatten. Welche Folgen hatte die Wilderei für die Elefantenpopulation?

  • Der Anteil stoßzahnloser Männchen stieg.
  • Der Anteil stoßzahnloser Weibchen stieg.
  • Die Stoßzähne der Tiere fielen früher im Leben aus.
  • Die Stoßzähne der Tiere entwickelten sich später im Leben.

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In der Elefantenpopulation existiert offenbar eine genetische Variante, die bei weiblichen Tieren zum Fehlen der Stoßzähne führt. Die Untersuchung der Forschenden bestätigte, was schon länger vermutet wurde: Infolge der Wilderei während des Bürgerkriegs hatte der Anteil der stoßzahnlosen Weibchen deutlich zugenommen.

Frage 2 von 3

Etwa wie viel Prozent der Weibchen, die nach dem Bürgerkrieg noch lebten, besaßen keine Stoßzähne?

  • 5 %
  • 20 %
  • 35 %
  • 50 %

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Der Anteil der stoßzahnlosen Weibchen lag vor Beginn des Bürgerkriegs bei 18,5 Prozent, nach dessen Ende betrug er 50,9 Prozent. Es handelt sich dabei um ein eindrückliches Beispiel für einen evolutionären Prozess im Schnelldurchlauf: Das Fehlen der Stoßzähne verschaffte den Tieren während des Bürgerkriegs einen Vorteil – sie fielen seltener der Wilderei zum Opfer. In der Folge erhöhte sich der Anteil der für die Stoßzahnlosigkeit verantwortlichen genetischen Variante in der Population.

Frage 3 von 3

Interessanterweise gibt es keine männlichen Elefanten im Park, die ohne Stoßzähne geboren werden. Wie erklären die Forschenden sich das?

  • Die genetische Variante ist für Männchen tödlich.
  • Die genetische Variante macht ihre Träger zu Weibchen.
  • Die genetische Variante wird nur an Weibchen vererbt.
  • Die genetische Variante wirkt sich bei Männchen nicht aus.

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Den Untersuchungen des Forschungsteams zufolge sind männliche Tiere mit der genetischen Variante im Gegensatz zu weiblichen nicht lebensfähig. Was steckt dahinter?

Einen für die Stoßzahnlosigkeit entscheidenden Faktor vermuten die Forschenden auf dem X-Chromosom, also dem Geschlechtschromosom, das weibliche Säugetiere in doppelter Ausführung tragen – einmal vererbt von der Mutter, einmal vererbt vom Vater.

Männliche Säugetiere hingegen tragen ein von der Mutter vererbtes X-Chromosom und ein vom Vater vererbtes Y-Chromosom. Befindet sich auf dem einen X-Chromosom, das Elefantenmännchen besitzen, die genetische Variante für Stoßzahnlosigkeit, sterben sie in einem frühen Stadium der Entwicklung ab. Tatsächlich stellten die Forschenden fest: Nur 34 Prozent der Jungtiere von stoßzahnlosen Müttern waren männlich – was nahezu exakt der auf der Grundlage der angenommenen Vererbung erwarteten Verteilung entspricht.

Was lässt sich abschließend hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Population sagen? Neben den Auswirkungen auf die Fortpflanzung dürfte das Fehlen der Stoßzähne sich auch in anderer Hinsicht bemerkbar machen. Denn als Werkzeuge spielen sie im Leben der Elefanten eine große Rolle – zum Beispiel um Rinde von Bäumen zu schälen oder in der Erde zu graben. Weibchen mit Stoßzähnen sollten in Zeiten ohne gezielte Jagd also einen gewissen Vorteil haben. Insofern ist bei zukünftig ausbleibender Wilderei zu erwarten, dass sich der Anteil der verantwortlichen genetischen Variante in der Population allmählich wieder verringert – und der Anteil stoßzahntragender Weibchen sich wieder erhöht. 

Das war die letzte Frage dieser Tierquiz-Folge.


Zur Fach-Publikation: Campbell-Staton, S. C.; Arnold, B. J.; Gonçalves, D.; Granli, P.; Poole, J.; Long, R. A. & Pringle, R. M. (2021), Science 374: 6566.