Blauelstern sind sehr soziale Vögel. Mitunter teilen sie ihre Nahrung sogar mit erwachsenen Gruppenmitgliedern. Dabei berücksichtigen die Weibchen einer aktuellen Studie zufolge, ob ihren Artgenossen selbst etwas zu fressen zur Verfügung steht – während die Männchen gleichmäßig freigiebig sind.
Die in Ostasien beheimateten Blauelstern (Cyanopica cyana) gehören zur außergewöhnlich intelligenten Familie der Rabenvögel. Sie leben in Gruppen, in denen sich neben den Eltern auch weitere erwachsene Tiere an der Jungenaufzucht beteiligen (Englisch: cooperative breeding). Wie andere „Cooperative Breeder“ zeichnen sich Blauelstern durch ein hohes Maß an soziopositivem, d.h. „freundlichem“, Verhalten aus. Zum Beispiel teilen sie ihre Nahrung sowohl mit verwandten als auch nicht verwandten Gruppenmitgliedern. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Weibchen dabei die Bedürftigkeit des Gegenübers berücksichtigen.
Die Studie
Die Wissenschaftler*innen Jorg Massen, Sofia Haley und Thomas Bugnyar führten ein Experiment mit zwei gemischtgeschlechtlichen Gruppen erwachsener Blauelstern durch, die in Volieren an der Universität Wien gehalten wurden. Eine Gruppe umfasste vier, die andere sechs Vögel.
Zunächst lockten die Forscher*innen jeweils eine der Blauelstern in ein durch Maschendraht abgetrenntes Abteil der Voliere. Dort stellten sie ihr eine große Portion Mehlwürmer bereit und beobachteten für 15 Minuten, ob sie den übrigen Vögeln in der Voliere Würmer durch den Draht hindurchreichte.
Jedes Tier durchlief das Experiment zwei Mal. In der einen Hälfte der Durchgänge erhielten auch die restlichen Vögel der Gruppe Mehlwürmer, in der anderen Hälfte gingen sie leer aus. Die Frage hinter diesem Versuch: Beeinflusst die Verfügbarkeit von Mehlwürmern in der Voliere, ob der Vogel im Abteil sein Futter mit den Artgenossen teilt?
Das Ergebnis
Tatsächlich spielte die Bedürftigkeit der Gruppenmitglieder eine Rolle für die Bereitschaft der Blauelstern, Futter abzugeben. Allerdings galt das nicht für beide Geschlechter: Während die Weibchen ihre Mehlwürmer wesentlich seltener mit ihren Artgenossen teilten, wenn diese selbst welche zur Verfügung hatten, waren die Männchen in beiden Bedingungen gleichmäßig freigebig.
Fazit
Dass weibliche Blauelstern ihre Hilfsbereitschaft der Bedürftigkeit ihrer Artgenossen anpassten, ist leicht nachzuvollziehen. Warum aber teilten die Männchen auch häufig mit Vögeln, die selbst Zugriff auf Mehlwürmer hatten? Die Wissenschaftler*innen vermuten, dass es dabei um ihr Ansehen in der Gruppe und die Attraktivität für mögliche Partnerinnen gehen könnte. Ob eine gewisse Großzügigkeit männliche Blauelstern tatsächlich beliebter macht, ist eine spannende Frage für zukünftige Untersuchungen.
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