Zugvögel haben ein helleres Gefieder

Eine aktuelle Studie zeigt: Das Federkleid von Zugvögeln ist durchschnittlich heller gefärbt als das von Vögeln, die ganzjährig an einem Standort leben. Dadurch sind sie während ihrer langen Flüge möglicherweise besser vor Überhitzung geschützt.

von Niklas Kästner

Kraniche zählen zu den Zugvögeln: Alljährlich fliegen sie von ihren Brutgebieten in wärmere Winterquartiere
Kraniche zählen zu den Zugvögeln: Alljährlich fliegen sie von ihren Brutgebieten in wärmere Winterquartiere (Foto: Santiago Lacarta via Unsplash, zugeschnitten)

Viele von uns kennen es vermutlich aus eigener Erfahrung: Schwarze Materialien heizen sich in der Sonne wesentlich stärker auf als weiße. Der Grund dafür ist, dass erstere das Licht absorbieren (d. h. aufnehmen), während letztere es reflektieren.

Vor diesem Hintergrund nahm ein Forschungsteam in einer aktuellen Studie die Gefiederfärbung von Zugvögeln genauer unter die Lupe. Denn diese sind auf ihren Reisen oft stundenlang direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt, wodurch ihnen die Gefahr einer Überhitzung droht. Das erklärt vermutlich auch, warum manche Arten während ihrer Wanderungen tagsüber tausende Meter in kühlere Luftschichten aufsteigen. Das Team vermutete, dass Zugvögel als zusätzlichen Sonnenschutz im Durchschnitt ein helleres Gefieder aufweisen als Standvögel, die ganzjährig an einem Ort verbleiben.

Die Studie

Um diese Hypothese zu überprüfen, stuften die Forschenden um Kaspar Delhey und Bart Kempenaers das Gefieder der rund 10.600 bekannten Vogelarten in Bezug auf den Grad seiner Helligkeit ein, von  komplett schwarz bis komplett weiß. Anschließend untersuchten sie die Werte auf einen Zusammenhang mit dem Zugverhalten der Vögel.

Das Ergebnis

Die Forschenden stellten fest, dass sich die Gefiederfärbung sowohl bei Zugvögeln als auch bei Standvögeln stark zwischen verschiedenen Arten unterscheidet. Doch zeigte ihre Analyse auch: Das Federkleid von Zugvögeln ist im Mittel tatsächlich heller. Und dabei hängt die Färbung offenbar sogar von der Länge der unternommenen Reisen ab: Langstreckenzieher, die auf ihren Flügen mehr als 2.000 km überwinden, tragen ein durchschnittlich helleres Gefieder als Kurzstreckenzieher.

Fazit

Die Studie enthüllt einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Zugverhalten von Vögeln und der Färbung ihres Gefieders. Es spricht vieles für die Annahme der Forschenden, dass Zugvögel im Durchschnitt hellere Federn tragen, weil diese ihnen während ihrer langen Flüge Schutz vor der Sonne bieten.

Dass es dennoch viele Arten gibt, deren Gefiederfärbung von diesem Muster abweicht, ist nicht überraschend. Denn wie die Forschenden betonen, spielen bei der Evolution der Gefiederfärbung verschiedene Faktoren eine Rolle – zum Beispiel kann die Farbe des Federkleids auch für die Tarnung oder die Partnerwahl von großer Bedeutung sein.


Zur Fach-Publikation:
Delhey, K.; Dale, J.; Valcu, M. & Kempenaers, B. (2021): Migratory birds are lighter coloured. Current Biology 31: R1505–R151.

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