Rhesusaffen rücken nach Naturkatastrophe zusammen

Der Hurrikan Maria sorgte auf der der puerto-ricanischen Insel Cayo Santiago im Jahr 2017 für schwere Verwüstungen. Das hatte einer aktuellen Studie zufolge Konsequenzen für das Sozialleben dort lebender Rhesusaffen: Die Tiere knüpften mehr Beziehungen zu ihren Artgenossen.

von Niklas Kästner

Vor dem Sturm: Ein Rhesusaffe auf Cayo Santiago
Vor dem Sturm: Ein Rhesusaffe auf Cayo Santiago (Foto: Jami430 via Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 4.0, zugeschnitten)

Rhesusaffen (Macaca mulatta) leben eigentlich in Asien. In den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts etablierten Forschende jedoch eine kleine Population der Tiere auf der Insel Cayo Santiago vor Puerto Rico. Die inzwischen knapp tausend Affen können sich dort frei bewegen, allerdings werden ihnen Futter und Wasser bereitgestellt.

Im Jahr 2017 wurde Puerto Rico vom Hurrikan Maria getroffen, der gewaltige Schäden hinterließ und viele Menschen das Leben kostete. Auch auf Cayo Santiago führte der Sturm zu schweren Verwüstungen. In einer aktuellen Studie untersuchte ein Forschungsteam, wie sich das Naturereignis auf das soziale Leben der dort lebenden Rhesusaffen auswirkte.

Die Studie

Die Wissenschaftler*innen um Camille Testard und Lauren Brent beobachteten im Jahr nach dem Sturm das soziale Leben in zwei Affengruppen, bestehend aus 93 bzw. 66 Mitgliedern. Sie hatten beide Verbände bereits vor dem Hurrikan beobachtet – so war es ihnen möglich, das Sozialverhalten der einzelnen Tiere vor und nach der Naturkatastrophe zu vergleichen.

Das Ergebnis

Der Sturm hatte deutliche Auswirkungen auf das Sozialleben der Rhesusaffen: In beiden Gruppen saßen die Tiere im darauffolgenden Jahr erheblich häufiger beieinander und groomten sich öfter (Groomen: Fellpflege, Lausen). Interessanterweise lag das nicht daran, dass die Affen bestehende Beziehungen vertieften, sondern dass sie neue Kontakte knüpften. Dabei spielte ihre soziale Situation vor dem Sturm eine Rolle: Je weniger Zeit die Tiere vor dem Naturereignis mit ihren Artgenossen verbrachten, desto stärker suchten sie anschließend deren Nähe.

Fazit

Die Studie offenbart, dass sich Naturkatastrophen erheblich auf das soziale Leben von Tieren auswirken können. Doch wie lässt sich die gesteigerte Geselligkeit der Rhesusaffen erklären?

Da die Tiere weiterhin mit Futter und Wasser versorgt wurden, können die Forschenden Nahrungsknappheit in Folge des Sturms als Einfluss ausschließen. Doch sie vermuten, dass eine andere begrenzte Ressource eine Rolle gespielt haben könnte: Der Hurrikan entwaldete die Insel fast vollständig und machte Schatten entsprechend rar. Eine höhere Zahl von Kontakten könnte den Affen dabei helfen, dennoch ausreichend Schutz vor der Sonne zu finden – denn ihre Artgenossen teilen einen ergatterten Schattenplatz vermutlich eher mit einem vertrauten Sozialpartner.


Zur Fach-Publikation:
Testard, C.; Larson, S. M.; Watowich, M. M.; Kaplinsky, C. H.; Bernau, A.; Faulder, M. (…) & Brent, L. J. N. (2021): Rhesus macaques build new social connections after a natural disaster. Current Biology 31.

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