Eine aktuelle Studie zeigt, dass Hunde bereits von klein auf sehr empfänglich für das Verhalten und die Körpersprache von Menschen sind: Auch ohne vorherige Übung fanden junge Welpen verstecktes Futter, indem sie den Hinweisen einer unbekannten Person folgten.
Wie viele von uns aus eigener Erfahrung wissen, haben Hunde ein äußerst feines Gespür für unser Verhalten und unsere Körpersprache. Einer aktuellen Studie zufolge wird diese Fähigkeit den Vierbeinern bereits in die Wiege gelegt: Schon im Alter von etwa zwei Monaten folgten Welpen den Hinweisen einer unbekannten Person, um an eine versteckte Futterbelohnung zu gelangen – und das ohne vorheriges Training.
Die Studie
Ein Forschungsteam um Emily Bray und Evan MacLean testete 375 Welpen verschiedener Retrieverrassen im Alter von etwa acht Wochen in einer eigens entwickelten Testreihe (“Dog Cognitive Development Battery“), um ihre kognitiven Fähigkeiten systematisch zu untersuchen. Die Hunde stammten aus einem gemeinnützigen Ausbildungsprogramm für Assistenzhunde in den USA (Canine Companions for Independence) und verbrachten ihre Zeit zuvor größtenteils mit Artgenossen.
Mithilfe der Testreihe ermittelten die Forschenden unter anderem, wie die Welpen auf menschliche Hinweise reagierten. Dazu lernten die Tiere zunächst, dass sie unter einem von zwei Kunststoffbechern eine Futterbelohnung ergattern konnten. In den folgenden Testdurchgängen verwies die versuchsdurchführende Person mit einer deutlichen Geste und Blickkontakt auf den Becher mit der versteckten Belohnung. Anschließend durfte der Hund zwischen beiden Bechern wählen – und sich das Futter sichern, wenn er den richtigen ansteuerte.
Welpen folgen menschlichen Hinweisen
Die Hunde waren tatsächlich in der Lage, die menschlichen Hinweise zu deuten: Im Schnitt entschieden sie sich in rund zwei Drittel der Fälle für den Becher, auf den ihr Gegenüber zeigte. Interessanterweise erreichten sie diese Trefferquote bereits im ersten Durchgang. Die Hunde mussten also offenbar nicht erst lernen, die Hinweise zu verstehen.
Fazit
Die Ergebnisse liefern einen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass Hunde schon sehr früh im Leben in der Lage sind, menschlichen Hinweisen zu folgen. Anscheinend ist für diese Fähigkeiten nicht einmal eine besondere Sozialisation nötig – denn der Kontakt der Welpen beschränkte sich zuvor überwiegend auf Artgenossen.
Daneben machten die Forschenden eine weitere bemerkenswerte Entdeckung: Wie gut ein einzelner Welpe die Fingerzeige verstand, ließ sich erstaunlich gut durch seine Abstammung erklären. Demnach wird das Ausmaß, in dem Hunde für derartige menschliche Signale empfänglich sind, offenbar zu einem erheblichen Teil vererbt.
Zur Fach-Publikation:
Bray, E. E.; Gnanadesikan, G. E.; Horschler, D. J.; Levy, K. M.; Kennedy, B. S.; Famula, T. R. & MacLean, E. L. (2021) Early-emerging and highly heritable sensitivity to human communication in dogs. Current Biology 31, 1–5.
Weitere Literatur:
Bray, E. E.; Gruen, M. E.; Gnanadesikan, G. E.; Horschler, D. J.; Levy, K. M.; Kennedy, B. S., Hare, B. A. & MacLean, E. L. (2020). Cognitive characteristics of 8- to 10-week-old assistance dog puppies. Animal Behaviour 166: 193–206.
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