Das Nachahmen von Verhaltensweisen anderer ist eine komplexe Leistung. Im Fokus einer aktuellen Studie stand eine besonders gelehrige Katze: Sie ist in der Lage, auf ein Kommando hin die Bewegungen ihrer Halterin zu imitieren.
Das Imitieren des Verhaltens von Artgenossen ist eine komplexe Angelegenheit. Nicht viele Tiere sind dazu in der Lage, aber manchen von ihnen gelingt das sogar über die Artgrenze hinweg: Hunde und Raben können menschliche Bewegungen nachahmen. Eine aktuelle Studie beschreibt diese Fähigkeit erstmals bei einer Hauskatze.
Ebisu – eine gelehrige Katze
Im Fokus der Forschungsarbeit eines Teams um Claudia Fugazza und Ádám Miklósi stand die elfjährige Hauskatze Ebisu. Sie lebte bei ihrer japanischen Halterin Fumi Higaki, einer professionellen Hundetrainierin. Die Katze war von klein auf eine besonders motivierte Schülerin und ihre Halterin brachte ihr bei, für eine Belohnung verschiedene Verhaltensweisen auf entsprechende Kommandos hin auszuführen, z. B. sich zu drehen, sich auf die Hinterbeine zu stellen oder sich hinzulegen.
Das Kommando „Tu es!“
Als Ebisu diverse Tricks erfolgreich gelernt hatte, forderte die Halterin sie nicht mehr mit den gewohnten Kommandos auf, sondern machte ihr die bekannten Verhaltensweisen vor und sagte: „Tu es!“ (Englisch: „Do it!“). Ebisu lernte rasch, was von ihr verlangt war, und kam der Aufforderung nach. Mit dieser Methode wurde bereits Hunden erfolgreich das Imitieren beigebracht.
Aber hatte die Katze wirklich verstanden, dass sie die Halterin nachahmen sollte? Oder deutete sie ihre Bewegungen einfach als neue Hinweise für die einzelnen Verhaltensweisen? Falls ersteres zutraf, sollte Ebisu in der Lage sein, auch solche Verhaltensweisen auf den Zuruf „Tu es!“ zu imitieren, die sie zuvor nicht eingeübt hatte. Das war tatsächlich der Fall: Als die Halterin eine Schiebetür an einer Kiste zur Seite schob und die Katze aufforderte, es ihr gleichzutun, gelang ihr dies auf Anhieb.
Die Probe aufs Exempel
Um ganz sicher zu gehen, führten Fugazza und Miklósi mit ihrem Team einen Versuch in Ebisus Zuhause durch. Dabei legte die Halterin wiederholt entweder eine Hand auf eine Kiste oder rieb ihr Gesicht daran (ein zuvor nicht trainiertes Verhalten) und gab anschließend das Kommando „Tu es!“.
Das Ergebnis: In über 80 Prozent der Durchgänge ahmte Ebisu die von ihrer Halterin vorgeführte Verhaltensweise korrekt nach (allerdings rieb sie manchmal ihr Gesicht am Boden, statt an der Kiste, und hob in einem Fall die Pfote ohne die Kiste zu berühren). Gerne hätte das Forschungsteam nach diesem aufschlussreichen Versuchsausgang weiter mit Ebisu gearbeitet – doch leider verhinderte das eine Nierenerkrankung der Katze, in deren Folge ihre Motivation stark abnahm.
Fazit
Das Ergebnis der Studie zeigt überzeugend, dass Ebisu in der Lage ist, ihre Halterin nachzuahmen. Allerdings erlaubt das keine Verallgemeinerung: Ob die Fähigkeit zur Imitation menschlicher Bewegungen unter Katzen weit verbreitet ist oder es sich bei Ebisu um ein Ausnahmetalent handelt, lässt sich erst durch weitere Untersuchungen klären.
Zur Fach-Publikation:
Fugazza, C.; Sommese, A.; Pogány, Á. & Miklósi, Á. (2020): Did we find a copycat? Do as I Do in a domestic cat (Felis catus). Animal Cognition.
Weitere Literatur:
Fugazza, C. & Miklósi, Á. (2014): Deferred imitation and declarative memory in domestic dogs. Animal Cognition 17: 237-247.
Topál, J.; Byrne, R. W.; Miklósi, Á. & Csányi, V. (2006): Reproducing human actions and action sequences: “Do as I Do!” in a dog. Animal Cognition 9: 355-367.
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