Kleinstädte bieten Krötenechsen Schutz vor Fressfeinden

Texas-Krötenechsen sind selten geworden – in manchen texanischen Siedlungen kommen sie aber auffallend häufig vor. Einer aktuellen Studie zufolge bietet das Kleinstadtleben den Tieren einen entscheidenden Vorteil: Sie sind dort weniger Angriffen von Fressfeinden ausgesetzt.

von Niklas Kästner

Texas-Krötenechsen sind wehrhafte Tiere.
Eine Texas-Krötenechse (Foto: Ben Goodwyn via Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0, zugeschnitten)

Texas-Krötenechsen (Phrynosoma cornutum) sind ziemlich wehrhafte Tiere: Sie tragen am ganzen Körper kräftige Dornen, können sich bei Gefahr aufblähen – und zur Abschreckung sogar Blut aus ihren Augen spritzen. Doch trotz dieser beeindruckenden Verteidigungsmechanismen machen diverse Schlangen, Echsen, Vögel und Säugetiere Jagd auf die bis zu 13 cm großen Reptilien. Schutz vor ihren Feinden finden die Krötenechsen einer aktuellen Studie zufolge in texanischen Kleinstädten.

Die Studie

Der Bestand der Krötenechsen ist in den letzten Jahrzehnten stark gesunken. Doch in manchen texanischen Siedlungen sind die Reptilien noch zahlreich vertreten – und erstaunlicherweise sogar häufiger als in ländlichen Regionen. Wie lässt sich das erklären? Die Wissenschaftler*innen Stephen Mirkin, Mary Tucker und Dean Williams vermuteten, dass dabei die Bedrohung durch Fressfeinde eine Rolle spielen könnte. Diese Hypothese überprüften sie in einem Experiment.

Die Forschenden fertigten lebensecht bemalte Modelle der Echsen aus Kunststoffschaum an. Diese verteilten sie sowohl in zwei Kleinstädten als auch in einem ländlichen Gebiet. Damit die Attrappen möglichst nicht fortgeschleppt wurden, befestigten sie diese mit einem Nagel am Boden. Im Verlauf von 9 Tagen überprüften sie die Kunststoffechsen regelmäßig auf Biss- oder Hackspuren.

Original und Attrappe (Foto: Mirkin et al. 2021, Lizenz: CC BY 4.0, zugeschnitten)

Das Ergebnis

Das Ergebnis des Versuchs war deutlich: Von jeweils 252 ausgesetzten Attrappen wiesen in den Kleinstädten nur zwei „Verletzungen“ auf – in der Umgebung der Ranch waren es 60. Dabei fanden sich sowohl Angriffsspuren von Vogelschnäbeln als auch halbmondförmige Bissspuren anderer Tiere.

Fazit

Das Ergebnis der Studie lässt den Schluss zu, dass die Krötenechsen in den texanischen Kleinstädten tatsächlich weniger Angriffen ausgesetzt sind als in ländlichen Gebieten – zumindest was Angriffe von Beutegreifern angeht, die auf Sicht jagen. Denn die Forschenden weisen darauf hin, dass vermutlich nicht alle Fressfeinde auf die Attrappen reagierten. Für manche Tiere spielen bei der Jagd Geruch, Körperwärme oder Bewegung eine große Rolle – weswegen sie die Kunststoffmodelle vermutlich nicht als mögliche Beute wahrnahmen.

Offen bleibt, was der Grund für die durch den Versuch bestätigte Schutzwirkung der Siedlungen ist. Eine Möglichkeit wäre, dass dort insgesamt weniger Fressfeinde leben. Eine andere, dass es für diese in den Siedlungen genug alternative Nahrungsquellen gibt – und sie die wehrhaften Krötenechsen eher verschmähen.


Zur Fach-Publikation:
Mirkin, S.; Tucker, M. R. & Williams, D. A. (2021): Predation release of Texas horned lizards (Phrynosoma cornutum) living in small towns. Ecology and Evolution.

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