Nicht immer muss man die Lösung für ein Problem ganz allein finden – manchmal kann man sich auch bei anderen etwas abschauen. Lamas gelingt das einer aktuellen Studie zufolge nicht nur bei ihren Artgenossen, sondern auch bei Menschen.
Im Rahmen der Studie stellten die Forschenden Annkatrin Pahl, Uta König von Borstel und Désirée Brucks dreißig Lamas vor ein Problem: Sie platzierten eine Schale mit Futter gut sichbar auf dem Boden vor den Tieren – allerdings hinter einem V-förmigen Gitter. Daher mussten die Lamas einen Umweg um einen der gut dreieinhalb Meter langen Schenkel des Hindernisses nehmen, um ans Futter zu gelangen. Dafür hatte jedes Tier in drei Versuchen jeweils eine Minute Zeit. Während zehn Tiere dabei ganz auf sich allein gestellt waren, bekamen die übrigen zwanzig die Lösung des Problems zuvor vorgeführt – die eine Hälfte von einem Artgenossen, die andere von einer der Experimentatorinnen.
Es zeigte sich: In der Gruppe ohne Vorbilder schafften es nur zwei der zehn Lamas mindestens einmal zum Futter – in den Gruppen mit einem Lama oder einer Person als Vorbild waren es hingegen sechs bzw. sieben Tiere. Demzufolge können Lamas also durch Beobachtung sowohl von ihren Artgenossen als auch von Menschen lernen. Wie lässt sich Letzteres erklären?
Den Forschenden zufolge könnte die Domestikationsgeschichte der Lamas eine Rolle spielen: Sie wurden als Lastentiere gezüchtet – mussten also in engem Kontakt mit Menschen arbeiten und vermutlich deren Verhalten gut im Blick haben. Um allerdings beurteilen zu können, welchen Einfluss dieser Faktor tatsächlich spielt, bedarf es zunächst weiterer Studien. So schlagen die Forschenden einen Vergleich mit Alpakas vor: Diese sind zwar eng mit den Lamas verwandt, unterscheiden sich von diesen aber hinsichtlich ihrer Domestikationsgeschichte. Sie wurden nämlich nicht als Arbeitstiere, sondern vor allem wegen ihrer Wolle gezüchtet – und interagierten daher üblicherweise wesentlich weniger mit Menschen.
Zur Fach-Publikation:
Pahl, A.; König von Borstel, U. & Brucks, D. (2023): Llamas use social information from conspecifics and humans to solve spatial detour task. Animal Cognition.
Aus unserer Rubrik: „In aller Kürze“.
Wir freuen uns über Anmerkungen, Fragen oder Feedback im Kommentarbereich! Allerdings behalten wir uns vor, Kommentare zu löschen, die unserer Meinung nach rechtswidrig oder aus anderen Gründen unangemessen sind. Bitte beachten Sie auch die Hinweise zur Kommentarfunktion in unserer Datenschutzerklärung.