Stadtleben hat für Darwinfinken Vorteile – birgt aber auch Risiken

In einer aktuellen Studie untersuchten Forschende den Bruterfolg von Darwinfinken in einer Stadt und einer naturbelassenen Region. Es zeigte sich: In der Stadt wurden insgesamt mehr Jungvögel flügge – allerdings kamen dort einige durch Abfall im Nest zu Tode.

von Niklas Kästner

Das Forschungsteam untersuchte den Bruterfolg von kleinen Grundfinken auf der Galápagos-Insel San Cristóbal (Großes Foto: Iris Diensthuber via Wiki Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0, zugeschnitten; Kleines Foto: Charles J. Sharp via Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0, zugeschnitten)

Die Galápagos-Inseln sind bekannt für ihre unberührte Natur und die einmalige Tier- und Pflanzenwelt. Doch mit dem zunehmenden Öko-Tourismus wachsen auch die wenigen vorhandenen Städte. Ein Forschungsteam untersuchte in einer aktuellen Studie, wie sich das Stadtleben auf den Fortpflanzungserfolg von Darwinfinken auswirkt.

Vorteile des Stadtlebens

Die Wissenschaftler*innen um Johanna Harvey und Sara Knutie erfassten auf der Galápagos-Insel San Cristóbal den Bruterfolg von Kleinen Grundfinken (Geospiza fuliginosa) sowohl im naturbelassenen Nationalpark als auch im Hauptort der Insel mit etwa 6.500 Einwohnern. In beiden von ihnen abgesuchten Gebieten fanden sie jeweils 29 Nester. Doch wie erfolgreich die Brutvorhaben verliefen, unterschied sich ganz erheblich zwischen den Regionen.

In der Stadt legten die Vögel in 25 der 29 Nester Eier, aus denen in 17 Nestern Jungvögel schlüpften. Davon wurde in 15 Nestern mindestens einer flügge. In der naturbelassenen Gegend hingegen legten die Darwinfinken lediglich in 12 der 29 Nester Eier, aus denen in 6 Nestern Jungvögel schlüpften – und nur in 2 Nestern wurde mindestens ein Jungvogel flügge.

Risiken des Stadtlebens

Das Stadtleben barg allerdings auch deutliche Risiken. Im Gegensatz zu ihren Artgenossen im Nationalpark bauten sämtliche Darwinfinken in der Stadt Abfall in ihre Nester ein, darunter synthetische Fasern und Plastik – aber auch menschliche Haare, die die Vögel vor Friseursalons sammelten. Das hatte mitunter tödliche Folgen: Die Forscher*innen entdeckten Nestlinge, die offenbar durch teilweise verschluckte Fasern oder Haare zu Tode gekommen waren – und ein Weibchen, das sich beim Nestbau selbst stranguliert hatte. Insgesamt zeigte sich: Je mehr Abfall ein Nest enthielt, desto weniger Jungvögel wurden darin flügge.

Auf den linken beiden Bildern sind Nestlinge zu sehen, die vermutlich durch halb verschluckte Fasern zu Tode gekommen sind. Das erwachsene Weibchen auf dem rechten Bild hat sich beim Nestbau stranguliert. (Fotos: Harvey et al. 2021, Lizenz: CC BY 4.0, zugeschnitten)

Fazit

Trotz der abfallbedingten Todesfälle hatten die Darwinfinken in der Stadt einen deutlich höheren Bruterfolg als ihre Artgenossen im Nationalpark. Wie lässt sich das erklären?

Die Wissenschaftler*innen führten die Untersuchung in einem vergleichsweise trockenen Jahr durch. Wenig Niederschlag bedeutet weniger Nahrung in naturbelassenen Gebieten – während das Nahrungsangebot in der Stadt hoch bleibt. Die Forschenden vermuten, dass sich die Stadtfinken deshalb insgesamt erfolgreicher fortpflanzten. Entsprechend betonen sie, dass sich das Ergebnis der Studie nicht ohne Weiteres verallgemeinern lässt: Ob auch in weniger trockenen Jahren die Vorteile des Brütens in der Stadt die Risiken überwiegen, bleibt vorerst offen.

Diesen Abfall fanden die Wissenschaftler*innen in einem einzigen Nest (Foto: Harvey et al. 2021, Lizenz: CC BY 4.0, zugeschnitten)

Zur Fach-Publikation:
Harvey, J. A.; Chernicky, K.; Simons, S. R.; Verrett, T. B.; Chaves, J. A. & Knutie, S. A. (2021): Urban living influences nesting success of Darwin’s finches in the Galápagos Islands. Ecology and Evolution.

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